EKD eckt beim Thema Luther bei Theologen an

Die Evangelische Kirche in Deutschland führt im Reformationsjahr eine öffentliche Debatte mit ihren Theologen. Dabei gerät auch Luther-Botschafterin Margot Käßmann ins Schussfeld.
Von Norbert Schäfer
Über den Reformator und das Gedenken an ihn ist es zum Streit zwischen der EKD und Theologen gekommen

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) erlaubt sich im Jubiläumsjahr der Reformation eine öffentliche Debatte mit ihren führenden Theologen. Ausgerechnet der Reformator und das Gedenken an sein Wirken und Werk haben den Anstoß gegeben. Nach Angaben der Zeitung Die Welt vom Freitag machten anerkannte Theologen der EKD wiederholt zum Vorwurf, „nichts Substanzielles“ darüber zu sagen, worum es Luther „eigentlich ging“.

Gegen den Vorwurf wehrte sich der Vizepräsident des EKD-Kirchenamts, Thies Gundlach, in der Zeitschrift „Zeitzeichen“. Gundlach bemängelte seinerseits „grummelige Meckerstimmung“ und „Ignoranz“ der Theologen gegenüber dem Jubiläum, „ein kontinuierlicher Ton der Missbilligung“ sei wahrnehmbar.

Vorwurf: Kirchenleitung allein gelassen

Nach Ansicht von Welt-Autor Matthias Kamann scheue Gundlach – anders als viele seiner Kollegen in der EKD – nicht vor scharfer Kritik. Die Wissenschaftler, unter ihnen Friedrich Wilhelm Graf, Ulrich Körtner, Thomas Kaufmann und Dorothea Wendebourg „ließen die Kirchenleitungen ‘bei einer gegenwartsbezogenen Interpretation des Jubiläums allein‘“, erklärte Gundlach. Die Theologen wiederum wehrten sich in einem Schreiben, das der Zeitung vorliegt, gegen die Kritik und benennen darin Fehler der Kirche. Dazu gehört nach Angaben der Welt unter anderem „die Installation der Botschafterin“. Die Kritik zielt auf Margot Käßmann, die seit 2012 die „Botschafterin für das Reformationsjubiläum 2017“ im Auftrag des Rates der EKD ist.

Die Kirche wolle nach Ansicht Kamanns „Begeisterung für den reformatorischen Glauben wecken“. Doch die Botschaften, die „oft politischer Natur und erfüllt vom Vertrauen in einen alles verzeihenden Gott“ seien, hätten nach Beurteilung der Wissenschaftler „wenig mit Luthers Ansichten zu tun“, schreibt Kamann. In dem Artikel konstatiert die Kirchengeschichtlerin Wendebourg eine „eigenartigen Neufassung des Bündnisses von Thron und Altar“, in der die Kirche das an der Reformation herausstelle, was für „den Staat, die Menschenwürde oder die Demokratie wichtig sein könne“. (pro)

Von: nob

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