Wie steht der Papst zur Evolutionstheorie?

Der Papst sieht zwischen der biblischen Schöpfung und der Evolutionstheorie Gemeinsamkeiten, melden dieser Tage verschiedene Medien. Auch Franziskus‘ Vorgänger haben sich zum Thema geäußert. Eine Analyse von Reinhard Junker
Von PRO
Reinhard Junker hat neben Theologie auch Mathematik und Biologie studiert
Wenn sich ein Papst zum Thema Schöpfung und Evolution äußert, hört man genauer hin. Die Feststellung des vorletzten Papstes, Johannes Paul II., dass die Evolution der Lebewesen mehr als eine Hypothese sei, gewann 1995 viel Beachtung. Dass der menschliche Geist und die Moral nicht aus natürlichen Prozessen ableitbar seien, was Johannes Paul II. ebenfalls betonte, ging dabei fast unter. Der Papst erkennt Evolution an, war der Tenor in der Presse. Sein Nachfolger, Benedikt XVI., hat sich kritischer zur Evolutionstheorie geäußert, auch wenn er sich nicht von einem evolutionären Weltbild distanziert hat. Die jüngst erfolgten Äußerungen von Papst Franziskus über das Verhältnis von Schöpfung und Evolution knüpfen eher an Johannes Paul II. an. Gott sei der Schöpfer aller Dinge, doch die Geschöpfe könnten sich nach den in sie hineingelegten Gesetzen evolutiv entfalten. Dabei blieben sie aber unter der Herrschaft Gottes. Die Evolution der Lebewesen widerspreche der Vorstellung von einer Schöpfung nicht, sie setze eine Schöpfung voraus. Der Mensch habe – anders als die Tiere – eine gewisse Autonomie gegenüber der Natur. Der Papst erteilt damit einer naturalistischen Sicht von Evolution eine klare Absage: Evolution könne nicht alleine aus den Naturkräften ablaufen. Dafür hat er bereits deutlichen Widerspruch geerntet, denn es gilt in der Evolutionsbiologie weithin als unaufgebbarer Standard, dass Evolution ohne jede Lenkung erfolgt.

Wie stellt die Bibel Gottes Schöpfungshandeln dar?

Dass der Papst ein naturalistisches Verständnis von Evolution ablehnt und die Tätigkeit des Schöpfers für unverzichtbar hält, ist natürlich nicht überraschend. Doch gerade an dieser Stelle bleiben viele Fragen offen. Zum Beispiel: Was tut Gott als Schöpfer? Offenbar versteht Franziskus den Evolutionsvorgang so, dass er gesetzmäßig als Naturprozess abläuft. Diese Gesetze sind so in die Natur eingepflanzt, dass sie den Kreaturen eine Autonomie ermöglichen. In der Konsequenz kann das nur bedeuten, dass sich die Rolle Gottes als Schöpfer darauf beschränkt, eine evolutionsfähige Materie geschaffen zu haben. (Dass Gott die Schöpfung jederzeit erhält, steht auf einem anderen Blatt und ist nicht mit „Schöpfung“ gleichzusetzen.) Die biblischen Aussagen über Gott als Schöpfer stellen sein Schöpfungshandeln anders dar. Gott spricht in die Schöpfung hinein – und es geschieht das, was Gott will. Durch sein Wort erschafft er augenblicklich: „Wenn er spricht, so geschieht es“ (Psalm 33,9). Genauso hat Jesus Christus auch gewirkt, als er durch sein Wort Schwerstkranke augenblicklich heilte, Tote auferweckte und den Sturm stillte. Diese Taten Jesu sind gerade nicht aus den Gesetzmäßigkeiten der Natur erklärbar. Damals wie heute kann man an diesem schöpferischen Handeln Jesu erkennen, wer er ist: Der Schöpfer ist in menschlicher Gestalt auf unsere Erde gekommen. Jesus bestätigt außerdem in einem Gespräch mit den Pharisäern, dass die Menschheit genauso ihren Anfang nahm, wie es in den ersten beiden Kapiteln der Genesis geschildert wird (Mt 19,3f.). Gott hat den Menschen zu seinem Bilde geschaffen und ihn besonders befähigt und beauftragt. Wie der Mensch dagegen im Laufe eines evolutiven Prozesses zu seiner Sonderstellung kam, von der Franziskus zurecht spricht, bleibt unklar. Ein theistisch-evolutionäres Weltbild wirft weitere Fragen auf. Wie wurde der Mensch Sünder und weshalb braucht er Jesus als seinen Retter? Eine evolutive Erschaffung des Menschen bedeutet, dass der Mensch auf dem Wege der Evolution auch zum Sünder wurde, mithin als Sünder geschaffen wurde. Dagegen macht die Heilige Schrift einen klaren Unterschied zwischen Geschöpf-Sein und Sünder-Sein.

Gottes Handeln bleibt ein Geheimnis

Schließlich ist Schöpfung durch einen evolutionären Prozess nur möglich über Tod und massenhaftes Sterben: Charles Darwin hat es treffend am Ende seines berühmten Buches „Über die Entstehung der Arten“ ausgedrückt: „Aus dem Kampf der Natur, aus Hunger und Tod geht also unmittelbar das Höchste hervor, das wir uns vorstellen können: die Erzeugung immer höherer und vollkommenerer Wesen.“ Die Heilige Schrift stellt den Tod jedoch ganz und gar nicht als kreativen Faktor dar, sondern als Gericht Gottes über den Ungehorsam des Menschen – er wird überwunden durch das stellvertretende Leiden und Sterben Jesu. Der Unterschied in der Bewertung des Todes könnte kaum größer sein. Enttäuschend ist, dass die Vorstellung eines unmittelbar durch sein Wort schaffenden Gottes von Franziskus mit einer Karikatur belegt wird: „Wenn wir in der Genesis über die Schöpfung lesen, dann stellen wir uns Gott möglicherweise als einen Magier mit Zauberstab vor, dem keine Grenzen gesetzt sind.“ Doch wer behauptet so etwas? Dieser Vergleich wird oft benutzt, um das Verständnis von einer spontanen Erschaffung lächerlich zu machen. Das Schöpfungshandeln Gottes bleibt ein Geheimnis und ist uns nicht zugänglich. Wir können aber in den Schöpfungswerken die Spuren des Schöpfers erkennen, seine „Kraft, Weisheit und Einsicht“ (Jer 10,12). Ein zukunftsblinder natürlicher Evolutionsvorgang, der auf dem Wege von zufälligen Änderungen, Konkurrenz und Auslese voranschreitet, spiegelt diese Weisheit wohl kaum wider. (pro) Reinhard Junker ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Geschäftsführer der Studiengemeinschaft Wort und Wissen.
https://www.pro-medienmagazin.de/film/detailansicht/aktuell/die-augen-gottes-89570/
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Eine Antwort

  1. Es hat nie eine Evolution gegeben. Sie hätte Millionen Zwischenstufen hervorbringen müssen!

    „Wir hatten festgestellt, dass es in der Chronik der Versteinerungen keine Zwischenformen gibt.
    Jetzt wissen wir auch warum: vor allem deshalb, weil Zwischenformen nie existiert haben.“
    (Sir Fred Hoyle -Astronom, Mathematiker und Autor)

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