Woelki: Glauben und zweifeln

Woelki empfinde Zweifel als Ausdruck der eigenen Begrenztheit, sagt er gegenüber Löbbert. Sie seien aber durchaus zulässig. Viel gezweifelt habe er in der Zeit des Studiums, nach der Priesterweihe oder in schwierigen pastoralen Situationen. Wenn ein Kind sterbe, sei er zutiefst traurig und frage sich, wie Gott das zulassen könne.

Gehalten von Gott

Dem Zweifel stünde aber der Glaube gegenüber: „Ich weiß, dass ich nicht immer alles verstehen kann und auch nicht immer erkenne, was Gott will. Doch ich fühle mich gehalten von ihm. Der Glauben ist in meinem Leben bislang immer stärker gewesen als der Zweifel.“ Gottes Hände seien gute Hände. Das habe er immer wieder erfahren dürfen. Gute Vorbilder hätten seinen Weg bestärkt, Priester zu werden. Im Nachhinein sei es die richtige Entscheidung gewesen. In konkreten Situationen habe er sich gefragt, ob er als Theologe richtig entschieden habe, zum Beispiel wenn er über Eignung und Nichteignung von Priesteramts-Kandidaten zu entscheiden hatte. Den Schritt zurück von Berlin nach Köln habe der Papst gewollt. „Ich habe immer versucht, den Willen Gottes in den Entscheidungen des Papstes zu erkennen.“

Aus dem Schatten getreten

Woelki wuchs im Kölner Arbeiter-Stadtteil Mülheim auf. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er Katholische Theologie in Bonn und Freiburg. Nach verschiedenen Stationen im Gemeindedienst wurde er 1997 Direktor eines Theologiekonviktes. In seiner Zeit in Köln prägte ihn vor allem der Weihbischof Joachim Kardinal Meisner. Vor drei Jahren wurde Woelki Erzbischof von Berlin. Im Jahr 2000 wurde er an der Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz in Rom zum Doktor der Theologie promoviert. (pro)