Gemeinsame Initiative fordert „Impfstoffe für alle“

Mehr als 30 christliche Gesundheitsorganisationen, Kirchen und Netzwerke fordern eine erweiterte Produktion und gerechte Verteilung von Covid-19-Impfstoffen. Die gemeinsame Initiative wird in Deutschland unter anderem von „Brot für die Welt“ unterstützt.
Von PRO
Impfung

Impfstoffe für alle Menschen sollen mit Hilfe eines globalen Plans bereitgestellt werden. Das fordern christliche Gesundheitsorganisationen, Gesundheitsnetzwerke und -dienstleister weltweit. In Deutschland wird die Initiative unter anderem von „Brot für die Welt“ unterstützt. International hat sich der Weltkirchenrat der Erklärung angeschlossen.

Am 11. März 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation die Ausbreitung des Corona-Virus zur Pandemie erklärt. Seitdem breitet sich das Virus und seine Varianten aus und verschärfen die Situation weltweit. „Um die Corona-Pandemie einzudämmen, brauchen wir vor allem Impfstoff für alle“, sagt Gisela Schneider, Direktorin des Deutschen Instituts für Ärztliche Mission e. V. (Difäm), die den Aufruf unterzeichnet haben.

„Neue Wege gehen“

Der weltweite Bedarf für Impfstoffe sei erheblich größer als die produzierte Menge. Für viele Länder seien die Impfstoffe zu teuer. „Es bedarf neuer Wege, um mehr Impfstoff herzustellen“, sagt Dagmar Pruin, Präsidentin von Brot für die Welt. Es gehe darum, Menschen in allen Erdteilen zu schützen: „Dazu müssten notfalls auch Zwangslizenzen erteilt werden.“

In den USA soll ein Gesetz aus dem Zweiten Weltkrieg angewendet werden. Dieses kann Unternehmen im Krisenfall dazu zwingen, dringend benötigte medizinische Güter zu produzieren. In Deutschland ist das Aussetzen der Wirkung von Patenten im Zuge der Pandemie gesetzlich verankert, um im Notfall eine Erweiterung der Produktion durchzusetzen zu können.

Die 30 Netzwerke fordern von den Regierungen, der internationalen Gemeinschaft sowie Pharma-Unternehmen deswegen, Covid-19-Impfstoffe zu einem global zugänglichen Gut zu machen. Es müsse sichergestellt werden, die Risikogruppen zuerst zu impfen. Dosen, die über den Bedarf hinaus gekauft wurden, sollen sofort an die Impfstoffplattform COVAX abgegeben werden, damit alle Länder impfen können.

Die Initiatoren wünschen sich eine Erweiterung der globalen Produktionskapazitäten. Diese könne das Angebot erhöhen und die Preise senken. Dafür sollten alle Firmen, die Impfstoffe oder einzelne Bestandteile herstellen können, einbezogen werden. Die Unterzeichner möchten, dass die Lizenzen zur Impfstoff-Herstellung an andere Pharma-Unternehmen weitergegeben werden, um weitere Impfstoffe herzustellen. Hierfür müssten bestimmte Verpflichtungen des TRIPS-Abkommens der Welthandelsorganisation (WTO) ausgesetzt werden.

Umfassende Transparenz

„Für die Ausweitung der Produktion braucht es umfassende Transparenz und eine globale Koordinierung durch die WHO“, wünscht sich Pruin. Es müsse sichergestellt sein, dass mit allen zur Verfügung stehenden Unternehmen kooperiert wird und dass die Produkte zu Selbstkostenpreisen verkauft werden. Schneider ergänzt in der gemeinsamen Pressemitteilung, dass zudem die Herstellung anderer wichtiger Impfstoffe nicht eingeschränkt werden sollen.

Die Pandemie verstärke die bereits bestehenden Ungleichheiten zwischen Arm und Reich. Vor allem Menschen aus ärmeren Ländern müssten wirtschaftlich verheerende Folgen fürchten. Zudem werde deren medizinische Versorgung durch die Pandemie grundlegend infrage gestellt. Es sei eine Frage der Solidarität, alle Menschen in den Blick zu nehmen und sie mit Impfstoff zu versorgen.

Wenn sich das Virus und seine Mutationen weiter ausbreiteten, sei davon mittelfristig Europa bedroht. Selbst wenn einzelne Länder die Ausbrüche eindämmen könnten, stellten internationaler Handel und Reiseverkehr ein konstantes weltweites Risiko dar. Deshalb ist die Infektionsbekämpfung eine globale Aufgabe, die nur gemeinsam gelöst werden kann, heißt es in der Forderung.

Das Deutsche Institut für Ärztliche Mission (Difäm) möchte sich für eine gerechte und nachhaltige Gesundheitsversorgung weltweit einsetzen. Im Fokus sind dabei die benachteiligten, gefährdeten und bedürftigen Menschen in vernachlässigten Regionen. Das Institut hilft nach eigenen Angaben durch die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften, den Aufbau von Krankenhäusern und Gesundheitsstationen und den Ausbau lokaler Infrastruktur. Das Difäm ist Mitglied im Diakonischen Werk Württemberg. Brot für die Welt ist das Entwicklungswerk der evangelischen Landes- und Freikirchen in Deutschland und ihrer Diakonie. Über Partnerorganisationen hilft Brot für die Welt mit rund 1.800 Projekten in 85 Ländern armen und ausgegrenzten Menschen, aus eigener Kraft ihre Lebenssituation zu verbessern. Gesundheit und Bildung gehören zu den Schwerpunkten der Förderung.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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