Open Doors: Corona-Krise verschärft Christenverfolgung

Open Doors hat am Mittwoch den Weltverfolgungsindex 2021 veröffentlicht – und registriert eine weltweite Zunahme der Christenverfolgung. Neben Islamisten und Nationalisten übt auch China immer mehr Druck auf Christen aus. Eine negative Rolle kommt der Corona-Pandemie zu.
Von PRO
Der Weltverfolgungsindex listet 50 Länder, in denen Christen starken Repressalien ausgesetzt sind

Die Corona-Krise wirkt als Katalysator für weltweite Christenverfolgung. Das geht aus dem Weltverfolgungsindex 2021 von Open Doors hervor. Christen – darunter überwiegend Konvertiten – seien aufgrund von Ausgangs- und Reisebeschränkungen gezwungen, mit Menschen in Häusern zu leben, die ihnen gegenüber feindlich gesinnt sind. Besonders Frauen und Kinder würden unter solchen Umständen leiden. Darüber hinaus müssten viele Christen den Kontakt zu ihren Glaubensgeschwister reduzieren. Insgesamt seien Strukturen der Unterdrückung und Diskriminierung durch die Pandemie gestärkt worden.

Zu beobachten sei außerdem, dass es trotz weltweiter Corona-Ausgangssperren weiterhin zu tödlichen Angriffen auf Christen kommt. Im Mai 2020 starben im nigerianischen Bundesstaat Kaduna mindestens 27 Menschen. Solche Angriffe sind symptomatisch für instabile Staaten der Subsahara, wie Open Doors erklärt. In der Region verzeichnete Open Doors bis zu 30 Prozent mehr Gewalttaten gegen Christen. Allein in Nigeria wurden von April bis August 2020 mindestens 2.200 Christen getötet. Im Weltverfolgungsindex resümiert Open Doors: „Islamistische Gewalt macht Subsahara-Afrika zur tödlichsten Region für Christen.“

Als Ursache für die steigende Gewalt in Afrika macht Open Doors Regierungsversagen aus. Regierungen seien „unfähig oder unwillig“, Christen und andere Minderheiten zu schützen. Islamisten würden diese Situation ausnutzen und sich teilweise sogar verbünden. Mehrere afrikanische Staaten belegen deshalb auch die oberen Plätze auf dem Weltverfolgungsindex 2021. Am stärksten leiden Christen in Somalia (3), Libyen (4), Eritrea (6) und Nigeria (9). Neu im Weltverfolgungsindex hat Open Doors die Demokratische Republik Kongo (40), Mosambik (45) und die Komoren (50) aufgenommen.

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Die ersten zehn Plätze des Weltverfolgungsindex‘

1. Nordkorea (94 Punkte)

2. Afghanistan (94 Punkte)

3. Somalia (92 Punkte)

4. Libyen (92 Punkte)

5. Pakistan (88 Punkte)

6. Eritrea (88 Punkte)

7. Jemen (87 Punkte)

8. Iran (86 Punkte)

9. Nigeria (85 Punkte)

10. Indien (83 Punkte)

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Digitale Überwachung von Christen

China überwacht seine fast 1,4 Milliarden Einwohner mit mehr als 570 Millionen Kameras. Diese sind mit dem „Sozialkreditsystem“ verbunden, das die Bürger ideologisch bewertet und Loyalität gegenüber der Regierung belohnt. Religionszugehörigkeit wird negativ bewertet. Mit dem Hinweis auf Maßnahmen für die Eindämmung des Coronavirus beobachte das kommunistische Regime vermehrt auch die Online- und Offlineaktivitäten christlicher Gemeinden, erklärt Open Doors. Betroffen davon seien staatlich registrierte sowie nicht-registrierte Kirchen. Neben der permanenten Überwachung wurden 2020 mindestens 3.988 Kirchen geschlossen. Kindern und Jugendliche unter 18 Jahren dürften außerdem nicht an christlichen Veranstaltungen teilnehmen. China liegt aktuell auf Rang 17 des Weltverfolgungsindex‘. 2018 rangierte das Land noch auf Rang 43.

Darüber hinaus importiere China seine Überwachungssysteme in Länder, die ebenfalls für Menschenrechtsverletzungen und Christenverfolgung bekannt sind und im Weltverfolgungsindex auftauchen: Darunter Saudi-Arabien (14), Myanmar (18) und der Iran (8).

Hightech zur Überwachung setzt auch Indien ein. In dem asiatischen Land drohe religiöser Nationalismus alles kirchliche Leben zu ersticken. Unter der hindunationalistischen Regierung von Premierminister Narendra Modi gilt die Agenda: „Jeder Inder muss ein Hindu sein“. Im Vergleich zu den Jahren 2014 bis 2018 haben sich nach Angaben von Open Doors die Übergriffe gegen Christen verfünffacht.

Der islamische Nationalismus von Präsident Recep Erdogan bedrohe sowohl Christen in der Türkei als auch in Nachbarstaaten. So habe die Militäroffensive im Nordirak abermals Christen vertrieben, die bereits vor einigen Jahren vor dem Islamischen Staat geflohen sind. Open Doors dokumentiert im Weltverfolgungsindex ebenfalls Christenverfolgung von syrischen Söldnern unter Führung der Türkei.

Regierung zum Handeln aufgerufen

Der Vorsitzende des Stephanuskreises in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Heribert Hirte, bezeichnet den Weltverfolgungsindex in Verbindung mit dem Bericht der Bundesregierung zur weltweiten Religionsfreiheit in einer Stellungnahme als „direkte Handlungsempfehlung (…) für die deutsche Außenpolitik“. Hirte fordert das Auswärtige Amt auf, Christenverfolgung zu thematisieren. „Scheindebatten über Aufbauprogramme für westliche Bündnispartner in Sachen Demokratieförderung gehören unzweifelhaft nicht zu den dringlichen Anliegen unserer Zeit und verkennen gleichzeitig die Dramatik der weltweit kritischen Situation der Menschenrechte eklatant.“

Wie schon in den Vorjahren liegt Nordkorea auf Platz 1 des Weltverfolgungsindex‘. Die Herrscherdynastie der Kims lasse sich dort „wie ein Gott“ verehren. Wer eine Bibel besitzt, kann mit dem Tode bestraft werden. Zehntausende Christen müssten in Straflagern schwerste Zwangsarbeit leisten und würden gefoltert. Rang zwei geht erneut an Afghanistan.

309 Millionen Christen seien „sehr hoher bis extremer“ Verfolgung ausgesetzt. Open Doors analysiert mit Hilfe von Fragebögen verschiedene Lebensbereiche von Christen: das Privat- und Familienleben, das Leben in Gesellschaft und Staat sowie das kirchliche Leben. Zudem erfasst das Hilfswerk physische Gewalt gegen Christen. Mit einem Punktesystem ermittelt Open Doors dann den Grad der Verfolgung von Christen. Die Fragebögen werden von Fachleuten aus drei Bereichen beantwortet: von Forschern von Open Doors, die mit lokalen Kirchengemeinden zusammenarbeiten, von Analysten des Weltverfolgungsindex-Teams sowie von externen Experten. Der Index umfasst 50 Länder, zu denen das Hilfswerk detaillierte Berichte veröffentlicht. In weiteren 24 Ländern seien Christen einem „hohen“ Maß von Verfolgung ausgesetzt.

Von: Martin Schlorke

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