„Viele Menschen haben die Notwendigkeit in diesem Jahr erkannt“

Auch und vor allem in der Corona-Krise bemühen sich Hilfsorganisationen ihre Projekte durchzuführen. pro hat bei den Initiatoren von „Weihnachten im Schuhkarton“ nachgefragt, wie die bisherige Bilanz ausfällt.
Von PRO
Viele Roma-Kinder in Bulgarien haben durch „Weihnachten im Schuhkarton“ zum ersten Mal ein Weihnachtsgeschenk erhalten

„Weihnachten im Schuhkarton“ ist die weltweit größte Geschenkaktion für Kinder in Not. Sie wird seit 1996 im deutschsprachigen Raum durchgeführt. Im deutschsprachigen Raum können sich Interessierte jeweils bis Mitte November an der Geschenkaktion beteiligen. Die Pakete werden an Kinder in Afrika, Asien, Europa sowie Zentral- und Südamerika verschickt.

Wie fällt die Bilanz von „Weihnachten im Schuhkarton“ in diesem ungewöhnlichen Jahr aus?

Bis jetzt außergewöhnlich positiv. Natürlich kennen wir die endgültigen Zahlen noch nicht, aber der Hashtag #jetzterstrecht beschreibt es wirklich gut. Ganz viele Menschen haben die Notwendigkeit erkannt, gerade in einem Jahr mit sozialer Distanz Kindern zu zeigen, dass sie geliebt sind.

Wo haben Sie geographische Schwerpunkte für Ihre Pakete gelegt?

Der geographische Schwerpunkt liegt für die Pakete aus dem deutschsprachigen Raum immer in Ost- und Südost-Europa. Das hat damit zu tun, dass in diese Länder die Transportkosten am niedrigsten sind. Wir versuchen weltweit möglichst wenig Ressourcen in Logistik zu stecken. Unsere Online-Schuhkartons werden dieses Jahr erstmals international gepackt. Dadurch erreichen wir auch Regionen wie Südamerika. Empfängerländer sind in diesem Jahr unter anderem Weißrussland, Rumänien, Moldawien und die vom Krieg betroffene Region Bergkarabach.

Hatte die Ausnahmesituation Auswirkungen auf die Zahl der Pakete?

Das können wir noch nicht sagen. Aktuell ist die Zahl der online gepackten Kartons stark gestiegen. Wir rechnen mit einer Verdoppelung. In Summe hoffen wir auf ein Wachstum zum Vorjahr. Die genauen Zahlen kennen wir am 21. Dezember, wenn hoffentlich alles verpackt und versandt ist.

Gab es Einschränkungen bei den verwendeten Artikeln?

Nein, da gab es durch die aktuelle Situation keine Einschränkungen. Was als Geschenk dazugekommen ist, sind Mund-Nasen-Schutzmasken.

Gab es coronabedingte Schwierigkeiten bei der Verteilung?

Wir sind seit April in wöchentlichem Kontakt mit allen Empfängerländern, um die aktuelle Situation zu prüfen und alles bestmöglich vorzubereiten. Aktuell sollten die Verteilungen durchführbar sein. In manchen Regionen wird auf Haus-zu-Haus-Verteilung umgestellt, anstatt Veranstaltungen in Schulen oder Kirchen. Überall werden strenge Hygienevorgaben eingehalten, um das Wohl der Kinder nicht zu gefährden.

Wie haben das die Gemeinden hier vor Ort gelöst? 

Die Kirchengemeinden im deutschsprachigen Raum waren sehr kreativ, um unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen möglichst viele Schuhkarton-Geschenke zu sammeln und zu packen. Wir hatten noch nie so viele aktive Kirchengemeinden. Dazu gehörten Packpartys mit Abstand oder/und in Schichten, zum Teil auch digitale Packpartys oder kleinere Packpartys in Hauskreisen zum Beginn der Saison. Es wurde die Box-to-go an Freunde und Bekannte ausgegeben und diese gleichzeitig zu Gottesdiensten online oder live eingeladen. Und natürlich haben wir auch dieses Jahr wieder neue Gemeinden dazu bekommen, die zum ersten Mal als Annahmestellen mitmachen und es auf diesen Weg mehr in die Gemeinde gebracht haben.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Johannes Blöcher-Weil

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