Eklat, weil Trump sich mit Bibel fotografieren lässt

Ein Foto von Donald Trump hat den Unmut von Kirchenvertretern geweckt. Der US-Präsident hatte sich vor einer Kirche mit einer Bibel in der Hand ablichten lassen. Zuvor ließ er Demonstranten aus dem Weg schaffen.
Von Norbert Schäfer
An dem Foto von US-Präsident Donald Trump scheiden sich die Geister

US-Präsident Donald Trump hat sich am Montag von Polizeikräften gewaltsam den Weg vom Weißen Haus durch Demonstranten zur nahe gelegenen St. John’s-Kirche bahnen lassen, um dort vor dem Gotteshaus mit einer Bibel in der Hand vor Fotografen zu posieren. Für die Aktion trifft ihn nun die Kritik von Kirchenvertretern.

Als Trump die Bibel für das Foto hochhielt, fragte ihn laut „New York Times“ ein Reporter, ob dies seine eigene Bibel sei. „Es ist eine Bibel“, habe Trump erwidert.

Mariann Edgar Budde, Bischöfin der Episkopalkirche, ist „empört“ über die Aktion und hat den US-Präsidenten öffentlich kritisiert. „Trump hat sich Gott und die Kirche für seine Zwecke zu eigen gemacht. Seine Worte und seine Handlungen sind gegensätzlich zu den Lehren Jesu“, erklärte die Bischöfin der Diözese, zu der St. John’s gehört, in einem Gespräch mit dem TV-Sender CNN. Budde warf Trump zudem „Missbrauch heiliger Symbole“ vor. Der US-Präsident habe den Ort ohne Gebet wieder verlassen, erklärte Budde gegenüber dem Sender. Budde distanzierte sich von der „aufhetzenden Sprache dieses Präsidenten“. Medienberichten zufolge war die Szene vor der St.-John‘s-Kirche im Regierungsviertel in Washington eine Inszenierung.

Bischof Michael Curry, Vorsitzender der Episkopalkirche in den USA, teilte auf Twitter mit, Trump habe eine Kirche und die Heilige Bibel für parteipolitische Zwecke benutzt.

In Washington, D.C. hatten sich Demonstranten in der Gegend um das Weiße Haus versammelt, um gegen Rassismus in dem Land und den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd zu protestieren. Der Mann war am 25. Mai in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota den Verletzungen seiner brutalen Verhaftung durch einen Polizeibeamten der Stadt erlegen. Wegen des gewaltsamen Todes des Afroamerikaners ist es in der USA landesweit zu Protesten und Ausschreitungen gekommen. Der US-Präsident hatte angekündigt, zur Beendigung der Unruhen auch das Militär zu entsenden und einzusetzen.

Trumps umstrittener Fototermin wird aber auch verteidigt. Robert Jefress, evangelikaler Pastor eine Mega-Church in Dallas, Texas, fand lobende Worte für den Fototermin des Präsidenten. „Ich hielt es für völlig angemessen, dass der Präsident vor dieser Kirche steht“, sagte Jeffress in einem Gespräch mit McKay Coppins vom „The Atlantic“. Und weiter: „Und indem er die Bibel hochhielt, zeigte er uns, dass sie lehrt, ja, Gott hasst Rassismus, er ist verabscheuungswürdig – aber Gott hasst auch die Gesetzlosigkeit.“ Jefress gilt als Trump-naher Geistlicher. Er hatte am Tag der Amtseinführung von Präsident Trump den Gottesdienst in der St.-Johns-Kirche geleitet.

Von: Norbert Schäfer

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