Islamreformer fordert: „Keinen Ramadan während Corona-Pandemie“

In diesem Jahr sollen Muslime wegen der Corona-Epidemie auf den Fastenmonat Ramadan verzichten. Das hat der Islamreformer Abdel-Hakim Ourghi gefordert.
Von Norbert Schäfer
Abdel-Hakim Ourghi (Archivbild) ist Fachbereichsleiter Islamische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg

Der Islamreformer Abdel-Hakim Ourghi hat gefordert, dass Mulime in diesem Jahr auf das Fasten während des islamischen Fastenmonats Ramadan verzichten. Der Ramadan beginnt in diesem Jahr am Abend des 23. April und endet am 23. Mai.

Gegenüber der Tageszeitung Die Welt erklärte der Islamwissenschaftler und Fachbereichsleiter Islamische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg: „Es sollte während der Corona-Pandemie keinen Ramadan geben. Das Fasten kann später nachgeholt werden.“ Ourghi fürchtet, das Virus könne sich negativ auf die Gesundheit fastender Muslime auswirken. Die Welt schreibt, dass es als „wahrscheinlich“ gilt, dass „die Kontaktbeschränkungen über den 19. April hinaus verlängert“ werden.

Mazyek: „Gesundheitliche Unversehrtheit ist muslimischer Glaubensinhalt“

Der Ramadan ist der neunte Monat nach dem islamischen Mondkalender. Der Fastenmonat ist eine religiöse Pflicht der Muslime und im Koran verankert. Gläubige Muslime verzichten in dieser Zeit tagsüber auf Nahrung und Getränke, kommen dafür jedoch abends mit der Familie und mit Freunden zum Essen zusammen. Schwangere und stillende Frauen, kranke Menschen und Kinder sind im Islam von der Pflicht entbunden und dürfen nicht fasten. Darauf wies der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, gegenüber der Zeitung hin und erklärte, dass die Diskussion deshalb hinfällig sei. Er betonte: „Die gesundheitliche Unversehrtheit ist nicht nur eine bürgerliche Pflicht für die Muslime, sondern auch ein Teil des Glaubensinhalts.“

Die Verbandsvertreter verwiesen darauf, dass ihre Islamverbände alle Moscheen bereits in die Pflicht genommen hätten, die Gläubigen auf die Einhaltung der staatlichen Beschränkungen wegen der Corona-Epidemie vorzubereiten. Nach Angaben des Vorsitzenden des Islamrats, Burhan Kesici, sei das „bereits vor den Versammlungsbeschränkungen vom Amts wegen“ geschehen. Nach Angaben der Welt hatten die Islamverbände am 13. März ihre Moscheegemeinden dazu angehalten, auf die Freitagsgebete zu verzichten. Mazyek und Kesici versicherten, dass Kontaktsperren und Versammlungsbeschränkungen auch während des Ramadans eingehalten würden. „Die Muslime werden sich weiterhin an die Regeln der Corona-Verordnungen halten“, sagte Kesici der Zeitung.

Von: Norbert Schäfer

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Eine Antwort

  1. Vielleicht nur ein medizinischer Hinweis am Rande. Einem meiner Kollegen, einem Türken, mussten jetzt Nierensteine operativ entfernt werden, diese waren durch Nieren-Stein-Zertrümmerung wegen ihrer Größe nicht mehr behandelbar.
    Auch eine Folge des Trinkverbots tagsüber im Ramadan.

    Dass Muslime da keinen Spaß verstehen wird auch hier deutlich:
    Der diesjährige Ramadan hat am 13. April begonnen und endet am 12. Mai. Während dieser Zeit begehen Muslime ein sehr strenges Fasten vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne, bei dem sie weder etwas essen noch einen Tropfen Flüssigkeit zu sich nehmen. Ebenfalls am 13. April hat die Marke Évian auf Twitter eine banal erscheinende Botschaft gepostet, die auf den sozialen Netzwerken dennoch eine erhitzte Debatte entflammte: „Heute schon einen Liter Wasser getrunken?“
    „Einige werfen Évian Rassismus vor“, schreibt das Magazin „Le Point“
    „Doch angesichts der Größenordnung der Kontroverse hat sich die Marke entschlossen, sich auf Twitter zu entschuldigen, ohne jedoch ihre ursprüngliche Botschaft zurückzuziehen: ‚Das Missgeschick dieses Tweets, der keinerlei Provokation darstellt, tut uns leid‘.“

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