Gerade jetzt Brücken der Hoffnung bauen

Auch christliche Hilfswerke sind von der weltweiten Coronakrise betroffen. „Brücke der Hoffnung“ - mit Sitz in Mittelhessen - ist in der Ukraine tätig. Für die Organisation verändern sich die Aufgabenstellungen gerade rasant. Wie die Mitarbeiter damit umgehen, erklärt Missionsleiter Burkhard Rudat im Gespräch mit pro.
Von PRO
Die Versorgung mit den grundlegenden Lebensmitteln steht im Fokus der Arbeit der christlichen Hilfsorganisation „Brücke der Hoffnung“. Sie ist in der Ukraine tätig.

pro: Welche Konsequenzen hat das Coronavirus für die Arbeit von „Brücke der Hoffnung“?

Burkhard Rudat: Wir können weder unsere pädagogische Arbeit noch die Seelsorgearbeit mit den Kindern anbieten. Alle Kinderhäuser sind geschlossen. Deswegen versorgen wir Kinder und Familien sowie alte Menschen jetzt mit Lebensmitteln und Brot. Außerdem sind wir dabei, eine „mobile Suppenküche“ einzurichten. Wir bauen große Mengen Kartoffeln und Gemüse an. Wir möchten mit den Kindern in Kontakt bleiben und entwickeln Kinderprogramme.

Wie sind die aktuellen Rahmenbedingungen in der Ukraine?

Viele Menschen haben ihre Arbeit verloren oder sind freigestellt. Sie bekommen entweder gar kein oder kaum Arbeitslosengeld. Schulen und Geschäfte, außer Supermärkte und Apotheken, sind geschlossen. Busverbindungen in die Dörfer wurden eingestellt. In der Öffentlichkeit gibt es eine Mundschutzpflicht. Seit dem Wochenende dürfen Kinder unter 16 Jahren nicht mehr das eigene Haus verlassen. In der Ukraine gibt es zurzeit etwa 1.300 Infizierte. Allerdings wird nur sehr wenig getestet.

Was sind die drängendsten Probleme in den Regionen, in denen Sie aktiv sind?

Arbeitslosigkeit, fehlendes Geld, fehlende Lebensmittel. Und die Medikamente werden knapp.

Inwiefern hat die Politik die Lage im Griff?

Überhaupt nicht. In der vergangenen Woche wurde der Ministerpräsident Olexi Hontscharuk und seine Regierung entlassen. Gegen sie wurden Ermittlungen eingeleitet, weil sie die Vorbereitungen auf die Coronakrise vernachlässigt hätten.

Wie ist es um das Gesundheitssystem in der Ukraine bestellt?

Das Gesundheitssystem ist miserabel. Es gibt kaum Beatmungsgeräte: in Swetlowodsk, wo wir tätig sind, gibt es nur eines. Die Menschen müssen für alle Medikamente selbst aufkommen. In den großen Städten wie Kiew gibt es gute Unikliniken, auf dem Land allerdings nur sehr schlecht aufgestellte Krankenhäuser.

Welche „Brücken der Hoffnung“ können Sie vor Ort bauen?

Wir versorgen „unsere“ Kinder und Familien mit Brot und Suppe – und mit Kleidung. Wir versuchen den Kontakt zu ihnen auch über das Telefon zu halten.

Inwiefern müssen Sie Ihre Arbeit vor Ort und in Deutschland umstellen?

Unsere Erzieherinnen in der Ukraine arbeiten momentan hauptsächlich in der Küche, in unseren Gärten und auf den Äckern. In Deutschland haben wir unser Lager geschlossen. Wir nehmen bis auf weiteres keine Hilfsgüter an und können keine Hilfsgütertransporte durchführen.

Wie können die Menschen in Deutschland in der aktuellen Lage helfen?

Durch Gebet und Geldspenden.

Vielen Dank für das Gespräch.

Antwort

„Brücke der Hoffnung e.V.“ ist ein christliches Hilfswerk, das seit 1977 in der Ukraine arbeitet. Im Mittelpunkt der Arbeit stehen geistliche und materielle Hilfen für Menschen am Rande der Gesellschaft.

Die Fragen stellte Johannes Blöcher-Weil

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