Der evangelikale Fernsehprediger Brasiliens

Er möchte Brasilien in einen Gottesstaat verwandeln. Dieses Ziel hatte der evangelikale Fernsehprediger Edir Macedo einmal formuliert. Die Süddeutsche Zeitung hat den 73-Jährigen in seiner aktuellen Ausgabe porträtiert.
Von PRO
Edir Macedo (Archivbild) gilt als einer der einflussreichsten Evangelikalen in Brasilien

Edir Macedo ist ein einflussreicher Mann. Der evangelikale Fernsehprediger und Unternehmer hat dies im brasilianischen Präsidentschaftswahlkampf deutlich gemacht. Macedo ist Begründer einer charismatischen Gemeinde der Pfingstbewegung. Außerdem ist er Eigentümer des brasilianischen TV-Senders Rede Record. Diesen Einfluss nutze er auch politisch.

Die evangelikalen Kirchen in Brasilien wachsen rasant. Wenn sich dies fortsetzt, könnten die Evangelikalen in gut zehn Jahren die Mehrheit im Land stellen. Die katholische Wählerschaft verteile sich auf alle politischen Lager. Die Evangelikalen stimmten fast geschlossen rechtskonservativ. Niemand verkörpere den Einfluss der Religion auf die Politik in Brasilien besser als Edir Macedo, schreibt die Süddeutsche Zeitung in ihrem Porträt.

„Kirche mit dem professionellsten Marketing“

Macedo war nach der Schule Lotterieverkäufer in Brasilien. Er wandte sich als junger Mann von der katholischen Kirche ab und gründete 1977 die Igreja Universal do Reino de Deus (Deutsch: Universalkirche des Reiches Gottes). Die eigenständige pfingstlerische Kirche hat heute etwa 8 Millionen Mitglieder. Im Präsidentschaftswahlkampf hat sich Macedo klar für den „rechtsradikalen Kandidaten“ Jair Bolsonaro ausgesprochen, schreibt die Süddeutsche Zeitung.

Macedos Universalkirche betreibe als „politischste Kirche“ das „professionellste Marketing“. Der parlamentarische Arm dieser Kirche sei die Republikanische Partei Brasiliens PRB. Der 73-jährige Macedo habe durch „telegene Wunderheilungen“ für Schlagzeilen gesorgt. Er hat sich selbst zum Bischof seiner Kirche ernannt.

Kritik an „moralischer Lehrmeisterei“

1998 kaufte er das TV-Netzwerk „Rede Record“. Laut Süddeutsche-Redakteur Boris Herrmann bestehe das Programm vor allem aus „moralischer Lehrmeisterei“. Auch im Wahlkampf 2018 habe er den Sender genutzt, um politische Botschaften zu vermitteln und für Jair Bolsonaro zu werben. Der gebürtige Katholik Bolsonaro ließ sich vor zwei Jahren im Jordan zusätzlich noch von einem evangelikalen Pastor taufen. Mit Macedos Hilfe habe er es geschafft, „sich als der Kandidat aller Christen zu positionieren“.

Bolsonaro und Macedo sei „ihre offene Homophobie, ihre radikale Ablehnung der Abtreibung sowie ihr Kreuzzug für das, was sie ‚traditionelle Familienwerte‘ nennen“, gemeinsam. Dies mache sie aus Herrmanns Sicht zu einer „so unheimlichen wie mächtigen Allianz“. Macedo war in seinem Leben immer wieder in Skandale verwickelt. 2009 soll er Spenden veruntreut haben. Macedo lebt mit seiner Familie in New York. Sein Vermögen wird laut Forbes-Liste auf 950 Millionen bis 1,2 Milliarden US-Dollar geschätzt. Unter dem Titel „Nada e perder“ (Nichts zu verlieren) gibt es sogar einen Film über sein eigenes Leben. Ein zweiter Teil ist für 2019 angekündigt.

Von: Johannes Blöcher-Weil

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Eine Antwort

  1. Solche “ Prediger“ schaden dem Evangelium enorm. Luxuriöser Lebensstil, Sexaffären, Veruntreuung und andere Verfehlungen machen das Christentum unglaubwürdig. Nur durch Gebet und Rückbesinnung auf den ursprünglichen Geist des Christentums kann dieser Schaden beseitigt werden.

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