Christliche Privatschule Bereicherung für die Schullandschaft?

Im westfälischen Halle steht seit zehn Jahren ein altes Industriegelände leer. An dem brachliegenden Gelände hat eine christliche Privatschule Interesse. Während die Stadtverwaltung Einwände gegen den Bau hat, sind die Fraktionen im Stadtparlament eher offen.
Von Johannes Blöcher-Weil
So könnte die neue Schule im westfälischen Halle aussehen

Die Stadtverwaltung von Halle in Westfalen hat deutliche Bedenken, wenn sich auf einem alten Industriegelände eine christliche Privatschule ansiedelt. Die Georg-Müller-Ersatzschule, die bisher in Bielefeld und Steinhagen existiert, möchte auch einen Standort in der 21.000-Einwohner-Stadt aufbauen. Dort soll eine zweizügige Schule für die Klassen 5 bis 10 entstehen. In Bünde, Herford und Oerlinghausen hatten sie erfolgslos versucht, eine weiterführende Schule zu gründen.

Mit diesem Ansinnen ist der Geschäftsführer der Schulen, Michael Pieper, an die Stadtverwaltung herangetreten. Das Bauamt hat ihm für diese Idee eine Absage erteilt. Gründe dafür werde die Verwaltung schon finden, war der Tenor des Mitarbeiters. Pieper stört, dass die Verwaltung hier die Schulpolitik steuern möchte. Jetzt hat sich der städtische Haupt- und Finanzausschuss mit dem Thema befasst, nachdem die CDU-Fraktion im Stadtrat nachgefragt hat.

Offener Brief des VEBS an die Verwaltung

Daraufhin haben die Verantwortlichen Termine mit allen Fraktionen im Stadtrat vereinbart, um ihr Konzept für das Borgers-Gelände vorzustellen. Die Kommunalpolitiker können überwiegend nicht die Bedenken der Verwaltung teilen und sehen in dem möglichen Bau eine „Bereicherung der Schullandschaft“. Im Stadtrat haben SPD und Grüne eine Mehrheit.

Der Verband der Evangelischen Bekenntnisschulen hat sich mit einem offenen Brief an die Verwaltung gewandet, in dem er sich gar nicht mit der Vorgehensweise einverstanden zeigte. Eine Bitte um Stellungnahme der Bürgermeisterin von pro wurde bisher noch nicht beantwortet. Für die christliche Georg-Müller-Privatschule wäre es der sechste Standort. Bisher gibt es drei Grundschulen, eine Gesamtschule und ein Gymnasium.

„Vielen Eltern ist es wichtig, dass ihre Kinder eine christliche Schule besuchen und sie nehmen dafür weite Wege in Kauf“, erklärt Pieper. Eine Gefährdung für die anderen Schulen der Stadt, wie sie die Verwaltung fürchtet, sieht er in Halle nicht. Die Schule erfülle ihren gesetzlichen Auftrag und biete einen Ersatz für öffentliche Schulen. „Wir werden es auch schaffen, die Schule mit eigenen Schülern gut zu füllen“, ist sich Pieper sicher.

Auch wenn in einem Industriegebiet laut Baurecht ein Schulkomplex nur ausnahmsweise zulässig ist, spräche für Pieper nichts dagegen, die Schule in dem Gebiet anzusiedeln. Die Privatschulen sind nach dem christlichen Pädagogen und Theologen Georg Müller benannt, der auch als „Waisenvater von Bristol“ bekannt ist. Die bisher fünf Schulen werden von 2.030 Schülern besucht.

Von: Johannes Weil

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