Das Reformationsjubiläum war super, aber …

Das Reformationsjubiläum 2017 hatte medial eine große Strahlkraft. Bei zwei Studien, die dazu auf dem Christlichen Medienkongress in Schwäbisch Gmünd präsentiert wurden, zeigten sich aber auch kritische Aspekte.
Von PRO
Beim Festgottesdienst des diesjährigen Kirchentags in Wittenberg

Das Reformationsjubiläum wurde zwar mit Großveranstaltungen und bekannten Persönlichkeiten medienwirksam gefeiert. Die umfassende Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Reformation fand jenseits des Themenressort Religion aber seltener statt. Das ist die Erkenntnis der Studie des Marktforschungsinstituts aserto, das am Freitag auf dem Christlichen Medienkongress in Schwäbisch Gmünd eine mediale Bilanz zum Reformationsjubiläum gezogen hat.

Die Berichterstattung zum Reformationsjubiläum 2017 erlebte drei mediale Höhepunkte Foto: Aserto
Die Berichterstattung zum Reformationsjubiläum 2017 erlebte drei mediale Höhepunkte

Auch fiel aserto auf, dass es über das gesamte vergangene Jahr eine umfangreiche Medienberichterstattung zum Reformationsjubiläum gab. Am meisten wurde im Oktober berichtet: aserto zählte 38.218 verschiedene Beiträge im Print- und Online-Bereich. Radio- und TV-Beiträge wurden bei der Studie nicht mit erhoben. Etwa 235.000 Beiträge seien in einem Jahr zum Reformationsjubiläum veröffentlicht worden. Neben dem eigentlichen Jubiläumstag verzeichneten der Deutsche Evangelische Kirchentag in Berlin vom 24. bis 28. Mai und der Reformationstag 2016 die größten Ausschläge nach oben bei der Berichterstattung.

Bei der medialen Wirkung stellt die Studie die bedeutende Position des Evangelischen Pressedienst (epd) heraus. Laut aserto waren die „epd-Meldungen das Fundament der Berichterstattung über das Reformationsjubiläum“. Während epd auf 5.662 Agenturmeldungen kam, steuerte etwa die Katholische Nachrichten-Agentur (kna) 1.116 Meldungen bei. Auf Platz drei folgte die Deutsche Presse-Agentur (dpa) mit 871 Meldungen.

Unter den Pressediensten hatte der epd zum Reformationsjubiläum die Nase vorn Foto: Aserto
Unter den Pressediensten hatte der epd zum Reformationsjubiläum die Nase vorn

Zielgruppe bewegte sich in eng abgestecktem Milieu

Doch die Ansprache neuer Zielgruppen, zum Beispiel über die sozialen Netzwerke, sei weniger gelungen. Kirchenfernere Bevölkerungsschichten seien nicht wie erhofft erschlossen worden. aserto-Geschäftsführer Lars Harden sagte am Freitag: „Die mediale Berichterstattung bewegte sich in einem bürgerlichen Milieu, in dem sich christliche Medienschaffende besonders gut auskennen.“ Als Botschafter des Reformationsjubiläums fehlten ihm Persönlichkeiten, die auch „ein bisschen mehr anecken und damit andere Gesellschaftsschichten erreichen“.

aserto-Geschäftsführer Lars Harden spricht auf dem Christlichen Medienkongress in Schwäbisch Gmünd über das Reformationsjubiläum Foto: pro/Norbert Schäfer
aserto-Geschäftsführer Lars Harden spricht auf dem Christlichen Medienkongress in Schwäbisch Gmünd über das Reformationsjubiläum

Als Fazit hält die Studie fest: Das Reformationsjubiläum habe eine „gestärkte Ökumene“ und eine „starke evangelische Gemeinschaft“ hervorgebracht. Aber ein einheitliches Bild aufgrund der unterschiedlichen Akteure sei nur teilweise geglückt. Harden sprach von einer „unfassbaren Absenderfixierung“, womit er die hohe Anzahl von unterschiedlichen Akteuren meinte, die jeweils ihre eigenen Logos besitzen. Das sei für Außenstehende schwer nachzuvollziehen gewesen. Teilweise hätten sich Veranstaltungen auch gegenseitig die Besucher weggenommen.

Insa: Viel brachliegendes Potenzial für christliche Medienschaffende

Auch das Marktforschungsinstitut Insa Consulere befragte die Deutschen zum Reformationsjubiläum im Dezember 2017. 71 Prozent der Menschen haben demnach den 500. Jahrestag der Reformation wahrgenommen. Durch das Ereignis hätten sich zehn Prozent der Bevölkerung mit Glaubensfragen befasst. Interessant ist, dass in diesem Zusammenhang 17 Prozent der Bevölkerung sagten, dass sie prinzipiell mehr über den christlichen Glauben erfahren wollen. Der Insa-Geschäftsführer Herrmann Binkert sieht darin viel Potenzial, auf das christliche Medienschaffende aufbauen können.

Weniger als ein Drittel der Deutschen ist sich sicher, dass es keinen Gott gibt Foto: Insa Consulere
Weniger als ein Drittel der Deutschen ist sich sicher, dass es keinen Gott gibt

Ein weiteres Ergebnis der Umfragen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten im vergangenen Jahr gemacht wurden: 26 Prozent der Deutschen glauben, dass es keinen Gott gibt. Der größere Anteil, 39 Prozent, widerspricht dieser Aussage. 26 Prozent sind bei dieser Frage noch unentschieden, 9 Prozent enthielten sich. Nach Geschlechtern aufgegliedert, ist der weibliche Anteil, der denkt, es gebe keinen Gott, mit 22 Prozent noch geringer als der Durchschnittswert.

Nach Religionszugehörigkeiten differenziert, widersprechen der Aussage „Ich bin mir sicher, dass es keinen Gott gibt“ am häufigsten die evangelisch-freikirchlichen Bürger mit 59 Prozent. Dicht gefolgt von dem Überbegriff „sonstige Religionen“ (58 Prozent), römisch-katholischen Bürgern (53 Prozent) und evangelisch-landeskirchlichen Bürgern (47 Prozent).

Evangelisch-freikirchliche Deutsche lesen am regelmäßigsten in der Bibel Foto: Insa Consulere
Evangelisch-freikirchliche Deutsche lesen am regelmäßigsten in der Bibel

Wie halten es die Deutschen mit der Religion?

46 Prozent aller Deutschen besitzen laut Insa Consulere eine Bibel. Am häufigsten ist das bei evangelisch-landeskirchlichen Menschen (68 Prozent) der Fall. Regelmäßig schauen laut Eigenaussage vor allem evangelisch-freikirchliche Menschen in die Heilige Schrift. Mit 32 Prozent sind das mehr als ein Drittel dieser Menschen. Bei landeskirchlichen Protestanten sind es 7 Prozent. Binkert betonte, dass nur 6 Prozent der Deutschen regelmäßig in der Bibel lesen. Er sieht großen Handlungsbedarf.

Insa-Geschäftsführer Herrmann Binkert sieht Aufklärungsbedarf, was die Funktion der Kirche in der deutschen Gesellschaft angeht Foto: pro/Norbert Schäfer
Insa-Geschäftsführer Herrmann Binkert sieht Aufklärungsbedarf, was die Funktion der Kirche in der deutschen Gesellschaft angeht

Ob sich die Evangelische und die Katholische Kirche vereinigen sollen, ist dem größten Teil der Bevölkerung egal (45 Prozent), nur 20 Prozent wünschen sich das. Aufgegliedert sprechen sich am stärksten römisch-katholische Bürger mit 33 Prozent dafür aus. Mit 27 Prozent Zustimmung folgen die evangelisch-freikirchlichen Bürger. 22 Prozent der evangelisch-landeskirchlichen Bürger halten diese Vereinigung für eine gute Idee. Aber selbst in diesen Konfessionsgruppen überwiegt die „Ist mir egal“-Haltung. Binkert sieht anhand seiner Umfragen vermehrt Aufklärungsbedarf, was die Funktion der Kirche in der Gesellschaft angeht.

Von: Michael Müller

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