Traditionelle Werte schwinden

Ein Report des Familienministeriums zeigt: Homosexuelle Paare mit Kindern sind gefühlte Normalität - tatsächlich gibt es aber wenige sogenannte Regenbogenfamilien. Und: Kinder werden zunehmend auch außerhalb klassischer Ehen geboren.
Von Anna Lutz
Vater, Mutter, Kind - für die meisten Deutschen ist Familie mehr als nur das klassische Modell.

Familie – das ist in den Augen der meisten Deutschen längst nicht mehr nur Vater, Mutter, Kind. Das zeigt der am Freitag erschienene Familienreport 2017 des Bundesfamilienministeriums. Demnach ist für 97 Prozent der Bevölkerung auch ein unverheiratetes heterosexuelles Paar mit Kindern eine Familie, für 88 Prozent ein homosexuelles Paar mit Kindern, für 85 Prozent eine Mutter, die mit einem neuen Partner unverheiratet zusammenlebt, und für 82 Prozent eine alleinerziehende Mutter. Gerade was die sogenannten Regenbogenfamilien angeht, hat die Einstellung der Bevölkerung die Realität überholt: Tatsächlich lebten 2015 in der Bundesrepublik 7.000 gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern im Haushalt. Zum Vergleich: Es gab 5,5 Millionen Ehepaare mit Kindern und rund 850.000 Lebensgemeinschaften mit minderjährigem Nachwuchs.

Mehr Kinder, mehr Ehen, weniger Tradition

2016 gab es 1,6 Millionen Alleinerziehende, davon waren etwa 1,4 Millionen alleinerziehende Mütter und rund 180.000 alleinerziehende Väter. Damit sind neun von zehn Alleinerziehenden weiblich. Jedes dritte Neugeborene hat nicht verheiratete Eltern, in Ostdeutschland ist es sogar jedes zweite. Die Geburtenrate ist leicht gestiegen und beträgt derzeit 1,5 Kinder pro Frau. Jede dritte Ehe wird geschieden, im Durchschnitt nach 14 Jahren. Dabei steigt die Zahl der Eheschließungen in Deutschland. Frauen heiraten laut Statistik mit 31 Jahren, Männer mit 33.

85 Prozent der Deutschen finden, dass Mütter von Kleinkindern arbeiten sollten. Für Mütter mit einem zweijährigen Kind nannten zwei Drittel der Befragten eine Arbeitszeit zwischen 16 und 35 Wochenstunden ideal. Entsprechend lobt der Report von SPD-Ministerin Katarina Barley die Kinderbetreuung. Kinder, die Kindertageseinrichtungen besuchten, entwickelten sich sprachlich, motorisch und sozial besser als andere. Das treffe besonders auf Kinder aus Familien mit geringem Einkommens- oder Bildungsniveau und Migrationshintergrund zu. Zwei Drittel der Kinder gaben an, zufrieden mit der Zeit, zu sein, die ihre Mutter mit ihnen verbringt. Im Bezug auf die Väter sagte das nur ein Drittel.

Armutsrisiko von Kindern steigt

Alarmierendes sagt der Report über das Armutsrisiko von Kindern aus. Demnach hat es sich erhöht und liegt nun bei zwanzig Prozent der unter-18-Jährigen. Damit sind 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche armutsgefährdet. Dies betrifft vor allem die Kinder von Alleinerziehenden, gefolgt von Familien mit drei oder mehr Kindern. Die Erhöhung des Armutsrisikos allerdings sei hauptsächlich durch den Zuzug von Familien mit Migrationshintergrund bedingt, erklärt der Report. (pro)

Von: al

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