Konfessionelle Differenzen haben an Kraft verloren

Die theologischen Unterschiede zwischen Europa und den USA haben sich verringert. Dies geht aus einer Umfrage hervor, die das Pew Research Center durchgeführt hat. Protestanten und Katholiken ähneln sich in Religionsfragen demzufolge eher, als dass sie sich unterscheiden.
Von Johannes Blöcher-Weil
Die Bibel gilt für 46 Prozent der Amerikaner als alleinige Autorität, was ihren Glauben betrifft

Martin Luther hatte im 16. Jahrhundert neu entdeckt, dass Menschen allein durch Glauben erlöst werden. Eine aktuelle Umfrage des Pew Research Centers zeigt, dass viele Protestanten heute die offizielle Lehre der katholischen Kirche vertreten. Dort ist die Erlösung eine Kombination aus Glaube und guten Werken. Zu diesen Fragen hat das Pew Research Center Menschen in Europa und den USA befragt.

In fast allen dieser europäischen Länder halten Mehrheiten oder Pluralitäten der Katholiken und Protestanten an der traditionell katholischen Auffassung fest. Bis auf Norwegen, wo 51 Prozent der Protestanten sagen, dass die Erlösung durch Glauben allein kommt, ist der Glaube an sola fide auch bei den Protestanten eine Minderheit.

Katholiken regelmäßgiere Kirchgänger

Im Schnitt besuchen 8 Prozent der Protestanten und 14 Prozent der Katholiken wöchentlich oder öfter ihre Gottesdienste. Europäer, die sagen, dass Religion in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielt, haben eine besonders hohe Wahrscheinlichkeit, die traditionelle Einstellung ihrer jeweiligen Kirche in Bezug auf Erlösung zu haben. 31 Prozent der Protestanten in Schweden, die sagen, Religion ist „sehr“ oder „etwas“ wichtig in ihrem Leben, glauben an sola fide, im Vergleich zu 10 Prozent aller anderen schwedischen Protestanten.

Interessant sind auch die Auswirkungen der Säkularisierung. 48 Prozent der Niederländer bezeichnen sich als atheistisch, agnostisch oder religiös „ohne Zugehörigkeit“. In den Niederlanden sagen 43 Prozent der Befragten, dass sie mindestens einmal pro Woche in die Kirche gehen. Etwa die Hälfte der Protestanten (52 Prozent) in den USA sagen, dass gute Werke und Glaube an Gott zum Himmel führen, was der katholischen Position entspricht. Die andere Hälfte (46 Prozent) sagt, dass Glaube allein nötig ist, um Erlösung zu erlangen.

Sola scriptura gilt für 46 Prozent der Amerikaner

Gespalten sind die amerikanischen Protestanten bei einem weiteren Thema: 46 Prozent sagen, dass die Bibel Christen alle notwendigen religiösen Anleitungen (sola scriptura) gibt. 52 Prozent sehen dies sowohl in kirchlicher Lehre und Tradition als auch in der Bibel, was eine die katholische Position wäre. Nur drei von zehn Amerikanern glauben sowohl an sola fide als auch an sola scriptura.

65 Prozent der Amerikaner verwenden Reformation korrekt als den Begriff, der gewöhnlich verwendet wird, um auf die historische Periode zu verweisen, in der sich Protestanten von der katholischen Kirche abgespalten haben. 67 Prozent sehen in Martin Luther eine Person, deren Schriften und Handlungen die Reformation inspirierten. Etwas weniger als ein Viertel (23 Prozent) weiß, dass nur die Protestanten traditionell lehren, dass die Erlösung allein durch Glauben kommt.

45 Prozent sagen irrtümlich, dass sowohl Protestantismus als auch Katholizismus traditionell diese Position halten, während 19 Prozent sagen, dass keine der beiden Konfessionen sola fide lehrt. Einer von zehn Amerikanern sagt, dass nur der Katholizismus traditionell lehrt, dass die Erlösung allein durch Glauben kommt. Das Pew Research Center hatte zu dem Thema zwei getrennte Umfragen in Westeuropa und in den Vereinigten Staaten durchgeführt hat. In Westeuropa wurden 24.599 Personen in 15 Ländern per Telefon befragt. In den USA wurde die Umfrage unter 5.198 Teilnehmern durchgeführt. (pro)

Von: jw

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