„Purer Unsinn, von systematischer Christenverfolgung zu sprechen“

Wenn christliche Flüchtlinge in Gemeinschaftsunterkünften von Muslimen angegriffen werden, handle es sich nicht um „systematische Verfolgung“, sagt der Geschäftsführer der Evangelischen Ausländerseelsorge, Hanna Josua. Das Handeln resultiere vielmehr aus einem gebrochenen Verhältnis zu bestimmten Gruppen.
Von PRO
Hanna Josua ist Pfarrer der Arabischen Evangelischen Gemeinde in Stuttgart

Die Jugend präge einen Menschen so sehr, dass diese Sozialisation das Handeln, Denken und auch Reaktionen auf bestimmte Situationen beeinflusst. Dies gelte auch für Muslime, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Über den Umgang mit Muslimen im Alltag sprach der Geschäftsführer der Evangelischen Ausländerseelsorge, Hanna Nouri Josua, am Donnerstag in Nürnberg beim Kongress christlicher Führungskräfte. Der Pfarrer stammt aus dem Libanon und gab einen Einblick in das Leben von Muslimen, die nach Deutschland gekommen sind.

In Gemeinschaftsunterkünften von Flüchtlingen, in denen Vertreter unterschiedlicher Religionen untergebracht sind, komme es immer wieder zu Vorfällen. Es sei jedoch „purer Unsinn, von systematischer Christenverfolgung zu sprechen“, sagte Josua. So habe es zum Teil in der Presse gehießen. Systematisch heiße jedoch, dass Angriffe geplant sind.

Menschen, die schon immer ein gebrochenes Verhältnis zu einer bestimmten Bevölkerungs- oder Religionsgruppe haben, hätten dieses auch, wenn sie nicht mehr in ihrem Herkunftsland lebten, sondern in Deutschland. „Es ist eine Übertragung der dortigen Verhältnisse nach Deutschland“. So sei es nachvollziehbar, dass nicht nur Christen, sondern auch andere Religionsgruppen verfolgt werden.

Keine Subkulturen schaffen

Der deutsche Staat habe versagt, die Flüchtlinge über das Leben in Deutschland aufzuklären. Denn in Deutschland gelten Gewissensfreiheit, gleiche Rechte für alle, das Begegnen auf Augenhöhe – unabhängig der Religion oder Herkunft. Dies müsse beachtet werden.

Das treffe auch für das Verhältnis und den Umgang beider Geschlechter zu. „Mann und Frau sind Ebenbild Gottes“, sagte Josua. Das sei schöpfungstheologisch begründet. Deswegen müsse eine Kommunikation auf Augenhöhe möglich sein.

Der Leiter des Arbeitskreis Islam der Deutschen Evangelischen Allianz, Ulrich Neuenhausen, ermutigte die Kongressbesucher zu einem offenen Umgang mit Muslimen. „Lasst uns nicht versuchen, Subkulturen zu schaffen“. Vielmehr sollten Deutsche einen Einblick in ihre Kultur geben und diese auch erklären.

Am Anfang sollte man viel Toleranz walten lassen. Jedoch sollte auch kein vorauseilender Eifer herrschen, wie etwa Kreuze in einem Raum abzunehmen, wenn Muslime zu Besuch kommen. Oft wollten diese die Kultur kennenlernen. Offenheit und das Erklären der Kultur sei der richtige Weg für den Umgang mit Muslimen. Wenn Muslime fromm sind, sprächen sie gern über ihren Glauben. Dies könnten Christen nutzen. (pro)

Von: mab

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