Dieter Nuhr: Obacht vor Applaus von rechts

Heiße Themen wie den radikalen Islamismus in einem Comedy-Programm zu platzieren, ist nicht einfach. Das hat der Kabarettist Dieter Nuhr im Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärt. Er müsse aufpassen, dass ihn Rechtspopulisten nicht instrumentalisieren.
Von PRO
Dieter Nuhr moderiert „Nuhr im Ersten”. Nun macht er auch ein Programm für Netflix.

Der Comedian und Kabarettist Dieter Nuhr scheut sich vor wenigen Themen auf der Bühne. Die Inhalte seiner Show ziehe er aber mittlerweile anders auf als vor zehn Jahren. Im Interview der Frankfurter Allgemeinen Zeitung antwortet er auf die Frage, wie er heiße Themen wie den radikalen Islamismus anpacke: „Jede Sendung, die ich mache, muss ein gewisses Gleichgewicht haben. Wenn man über den Islam oder Geflüchtete spricht und das problematisiert, muss man höllisch aufpassen, dass der Applaus nicht von rechts kommt.“ Das Thema wolle er jedoch nicht banalisieren, denn dann komme der Applaus von links.
Es gehe aber nicht nur um unerwünschten Applaus, sondern auch um Beschimpfungen. Es störe ihn nicht, wenn ihn Linke oder Rechte beschimpften. „Aber es entsteht dabei oft so eine Oberhoheit der Aggression.“

Verweis auf die Meinung der Gegenseite

Themen wie den Islam oder das Thema Flüchtlinge könne „man nur in bestimmten Zeitfenstern vernünftig und sachlich bereden“. Von Nuhr würden Videos mit Texten von vor zehn Jahren herausgesucht, die er heute so nicht mehr sagen würde, betont er im Interview. „Denn jetzt müsste immer der Verweis auf die Meinung der Gegenseite eingebaut sein.“ Vor zehn Jahren habe es noch nicht „die Art von Rechtspopulisten gegeben, die solche Themen für sich ausschlachten“.
Nuhr meint, er stehe zwischen den Fronten, er finde es „immer noch nicht lustig, dass es in unserer Gesellschadft diese kleinen islamischen Gegenwelten gibt, in denen Frauen unterdrückt und Heilsideologien verbreitet werden“ oder behauptet wird, „der Jude sei an allem schuld“. Früher hätten solche Äußerungen Faschisten getätigt. Wenn man sage, dass das nicht sein könne, werde derjenige „schnell in die rechtspopulitische Ecke geschoben“. Die Rechtspopulisten übten auch Kritik an islamischen Gegenwelten, erklärten es aber zu einem völkischen Problem – „als wenn es kein kulturelles und soziales Problem wäre“, kritisiert Nuhr. Doch dann werde es so kompliziert, dass es sich nicht mehr für ein Comedy-Programm eigne.

Unfreiwillig bei Facebook

Nuhr hat einen eigenen offiziellen Facebook-Account eröffnet, weil es mehrere Fake-Konten seiner Person gab. Er fühlte sich quasi dazu genötigt, um die Hoheit über seinen eigenen Namen zu behalten. Er kritisiert die Plattform aber: „Mittlerweile ist es ein Medium für Wutgestörte.“ (pro)Terror und Kabarett: Publikum erwartet befreiende Worte (pro)

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