SZ-Porträt: Käßmann spaltet Gesellschaft

Das Süddeutsche Zeitung Magazin porträtiert in seiner aktuellen Ausgabe die Theologin Margot Käßmann, die „Millionen Menschen begeistert und Millionen Menschen nervt“. Zwei Redakteure begleiten sie auf einer Asienreise und kommen zum Schluss: Die Luther-Botschafterin hätte den Philosophen Friedrich Nietzsche zum Beten gebracht.
Von PRO
Die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann ist seit vier Jahren Luther-Botschafterin. Das Süddeutsche Zeitung Magazin blickt auf ihre Amtszeit zurück
Margot Käßmann hat die Aufgabe, 800 Millionen Protestanten auf die „einjährige Gedenkparty“ des Reformationsjubiläums 2017 einzustimmen: Seit 2012 ist sie Luther-Botschafterin. Ihre zehntägige Reise durch Asien haben die Journalisten des Süddeutsche Zeitung Magazins Tobias Haberl und Matthias Ziegler begleitet. Als Luther-Botschafterin ist Käßmann weltweit unterwegs. Sie hält Vorträge und trifft viele Menschen. In ihren Predigten erzählt sie ihnen von der „Gnade, dem Gewissen und der Freiheit des Glaubens“. Ihre Tätigkeit habe sie selbst „lutherischer“ gemacht, bekennt sie. An Luther schätze sie dessen Aufmüpfigkeit, Wortgewalt und Humor. Parallelen machen die Redakteure auch aus: auf der einen Seite die geschiedene Bischöfin, auf der anderen Seite der verheiratete Mönch.

Schnell, flapsig und unüberlegt

2015 habe Käßmann 1.800 Einladungen als Botschafterin für den Reformator erhalten. Zu Open-Air-Gottesdiensten, Vorträgen und Diskussionsrunden mit Vertretern anderer Religionen war sie unter anderem in den USA, Japan, Tansania und im Libanon. Von den einen werde Käßmann verehrt und sie fänden Trost bei ihr, andere lehnten sie radikal ab. Als sie Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche wurde, habe die russisch-orthodoxe Kirche schwer nachvollziehen können, dass eine Frau an der Spitze einer Kirche steht. Käßmann positionierte sich aber auch zu deutschen Waffenlieferungen und dem Terror in Belgien. Durch ihren Rücktritt wurde sie von der bekanntesten Protestantin „fast zur bekanntesten Deutschen“. Ihre Kritiker inklusive Presseberater werfen ihr vor, dass sie häufig zu „schnell, flapsig und unüberlegt“ agiere. Sie habe einen Hang zur Selbstvermarktung. Käßmanns Name falle immer mal wieder, wenn es um das Amt der Bundespräsidentin geht. Doch das lehnt sie – bisher – ab. Bis Anfang Juni 2018 steht sie noch bei der EKD unter Vertrag.

Rasanter Ritt durch Katastrophen und Glücksmomente

Diejenigen, die ihr wohlgesonnen sind, schätzen ihre Energie, Lebenslust und Disziplin. Käßmann sei eine ausgezeichnete Rednerin sowie eine charmante und kluge Gesprächspartnerin: „Sie ist auf sympathische Art geheimnislos, deshalb kann man sie auch nicht entzaubern“, heißt es in dem Artikel. Ihre Bücher sind regelmäßig Bestseller. Die Theologin werde gefragt und gehört: „auch weil sich ihre Glaubenspositionen so wunderbar einschmieren in das Leben, das die Menschen in Berlin, Hannover und München zu Beginn des 21. Jahrhunderts führen wollen“. Für sie sind Pazifismus und Realpolitik keine Gegensätze. Von der Kirche erwartet sie, dass sie sich ständig reformiert. „Ich trage immer ein paar Gebete mit mir herum als Handgepäck des Lebens“, sagt sie und hofft damit, Menschen Halt zu geben. Für die Journalisten ist Käßmanns Karriere ein „rasanter Ritt durch Posten, Ämter, Katastrophen und Glücksmomente“. Seit ihrem Rücktritt vor sechs Jahren habe sie „ziemlich viel richtig gemacht“. Damals habe sie gesagt, dass Menschen nicht tiefer fallen könnten als in Gottes Hände. Der Philosoph Friedrich Nietzsche habe von den Christen gefordert, dass sie erlöster aussehen müssten, wenn er an ihren Erlöser glauben sollte. Würde er Margot Käßmann sehen, würde er „auf die Knie sinken und zu beten beginnen“, finden die Süddeutsche-Redakteure. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/luther-ein-mediengenie-und-wortgewaltiger-weckrufer-95053/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/christen-und-muslime-vereint-gegen-terror-94069/
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