Strauch: „Ich fühlte mich mitschuldig“

Peter Strauch war Präses des Bundes Freier evangelischer Gemeinden. In seiner Biografie im Frühjahr 2015 schrieb er auch über den Kindesmissbrauch seines Vaters. Wie das Peter Strauch und sein Familienbild verändert hat, verrät er im Gespräch mit der Zeitschrift Akzente.
Von PRO
Offen und ehrlich sollten Christen mit sexuellem Missbrauch umgehen, meint Peter Strauch in einem Interview mit dem Magazin Akzente
Peter Strauchs Vater missbrauchte nicht nur seine eigene Tochter, sondern auch Strauchs Töchter. „Vor allem die Vorstellung, dass ein Opfer meines Vaters oder seine Angehörigen in meinem Gottesdienst sitzen und mir zuhören könnte, war schrecklich“, bekennt Strauch. Er habe sich mitschuldig gefühlt, obwohl er persönlich dafür nichts konnte. Seine Töchter seien aufgrund ihrer depressive Gedanken in einer Therapie gewesen. Sie hätten die Vorfälle innerlich verdrängt und verschwiegen. Sich und seiner Frau wirft Strauch eine gewisse Blauäugigkeit vor. Heute könne er mit ihren Töchtern offen über den Missbrauch reden. Lediglich Strauchs jüngere Schwester habe mit dem Vater über die Sache reden können. Beide hätten dies als eine Art Befreiung erlebt. Strauch habe lange gezögert, ob er die Vorfälle in seinem Buch erwähne. Zu einer Biografie über ihn habe aber auch die Geschichte seines Vaters und dessen Schuld gehört. Nachdem das Buch erschienen war, hätten sich einige Opfer bei ihm gemeldet, und betont, was ihnen das bedeutet hat. Probleme hat Strauch damit, dass Christen oft eine Frömmigkeit verkörperten, die nicht zu Realität passe. „Und weil uns das nicht gelingt, verstecken wir, was nicht in dieses Bild passt“, bemängelt er.

Umgeschönte Offenlegung

Strauch plädiert dafür, die Dinge eindeutig offenzulegen. Alles andere verharmlose nur. Würde man etwas vertuschen, mache dies den Schaden nur noch größer. Im Verborgenen behalte das Böse seine Macht. „Es ist die ‚Wahrheit‘, die freimacht“, verweist Strauch auf die Bibel. Christen müssten auch hier authentisch und glaubwürdig handeln und keine „geheuchelte Ethik“ vorleben. Opfer könnten nur dann richtig frei werden, wenn sie ihrem Täter vergeben. Dies müsse passieren, ohne das Druck auf die Opfer ausgeübt werde. Die wesentliche Hilfe der Menschen bestehe darin, das Opfer fachlich kompetent in einem „Klima der Ehrlichkeit und Offenheit“ zu begleiten. Gerade Christen müssten lernen, über das Versagen und die Pleiten zu sprechen, „und endlich aufhören, uns gegenseitig etwas vorzuspielen“. Er selbst habe den Schritt vollzogen und seinem Vater vergeben. Viel wichtiger sei allerdings, wie dies den Opfern gelinge. „Es macht bei ihnen nicht einfach ‚Klick‘ und dann können sie vergeben. Das zu respektieren, dabei auf jeglichen Druck zu verzichten, möglichst mit ihnen nicht schnell und leichtfertig über Heilung zu reden, sondern vielmehr Gott um ihre Heilung zu bitten, das ist ein guter Weg“, erklärt Strauch. Neben seiner Tätigkeit als Präses des BFeG war Strauch von 2000 bis 2006 erster Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz. Strauch hat viele Bücher geschrieben und Lieder komponiert. Das bekannteste ist „Meine Zeit steht in deinen Händen“. Einige Male war er auch Sprecher beim „Wort zum Sonntag“ in der ARD. (pro)
https://www.pro-medienmagazin.de/kultur/buecher/detailansicht/aktuell/wie-peter-strauch-die-treue-gottes-erlebte-91594/
https://www.pro-medienmagazin.de/gesellschaft/detailansicht/aktuell/feg-zur-nazizeit-wir-haben-schuld-auf-uns-geladen-89517/
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