Christlicher Freizeitpark: Wie viel Staat darf sein?

Im US-Bundesstaat Kentucky sorgt ein geplanter Nachbau der Arche Noah für Diskussionen. Die Ankündigung das Riesenschiff als Herzstück des christlichen Freizeitparks "Begegnung mit der Arche" (Ark Encounter) zu installieren und mit staatlicher Hilfe zu unterstützen, könnte im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" eine Klagewelle in Gang setzen.
Von PRO

Die biblische Geschichte soll mit echten Tieren und lebendigen Darstellern veranschaulicht werden. Die Veranstalter wollen damit 900 neue Arbeitsplätze schaffen und im ersten Jahr 1,6 Millionen Besucher in den Freizeitpark locken. Der Bundesstaat Kentucky ist bereit, das 150 Millionen Dollar teure Projekt mit 37,5 Millionen Dollar Steuernachlass zu fördern, was die Kritiker auf den Plan ruft.

Neben der originalgetreuen 152 Meter langen Arche sind für die Ausgestaltung des Parks außerdem ein 30 Meter hoher "Turm zu Babel", ein arabisches Dorf aus dem ersten Jahrhundert nach Christus und ein Parcours durch das Alte Testament geplant. Für Kinder soll es einen Streichelzoo, einen Spielplatz und Dressurshows mit verschiedenen Tierarten geben. Falls der Bauantrag für den Themenpark tatsächlich genehmigt wird, soll im nächsten Jahr der erste Spatenstich erfolgen. Mit der Fertigstellung wird 2014 gerechnet.

Kritiker drohen mit Verfassungsklage

Die Kritiker der Maßnahme drohen mit einer Verfassungsklage, weil sie die staatliche Förderung eines christlichen Themenparks für eine Verletzung des Verfassungsgebots der Trennung von Staat und Kirche halten. Wie die Tageszeitung "taz" meldet, kritisierte vor allem Kentuckys zweitgrößte Tageszeitung der "Lexington Herald-Leader" die Umsetzung scharf. Das Blatt bemängelte, dass das Vorhaben lediglich für die Schaffung von Niedriglohn-Arbeitsplätzen sorge und für ein schlechtes Image Kentuckys sorge. Der Umgang der Regierung von Kentucky lasse den Schluss zu, dass in Kentucky kreationistisches Gedankengut gepflegt werde.

Nach taz-Angaben befindet sich der Investor von "Begegnung mit der Arche"  im Besitz eines profitorientierten Unternehmens, an dem das christliche Werk "Answers in Genesis" (deutsch: Antworten in der Entstehungsgeschichte) Anteile hält. Die Einrichtung will sich nach der Einweihung um den täglichen Betrieb des Parks kümmern. "Answers in Genesis" hat nicht nur das Konzept für den neuen Freizeitpark erstellt, sondern betreibt ebenfalls in Kentucky das bibeltreue "Creation Museum". In den ersten drei Jahren seines Bestehens haben 1,2 Millionen Besucher das Museum besucht.

"Der Gouverneur sollte dabei nicht mitmachen"

"Einem Privatunternehmen ist es unbenommen, Noahs Arche zu rekonstruieren, aber der Gouverneur sollte dabei nicht mitmachen", äußerte sich Reverend Barry W. Lynn, der Geschäftsführer der US-amerikanischen Vereinigung für die Trennung von Staat und Kirche. Kentuckys Gouverneur Steve L. Beshear scheint die gesamte Diskussion kalt zu lassen. Er sieht der Klagewelle gelassen entgegen: "Die Bürger von Kentucky haben mich nicht gewählt, um über Religion zu streiten, sie haben mich gewählt, um Jobs zu schaffen", zitiert ihn "Welt online". Nicht über Gott reden, Gott sein, so die "Welt", spotten die Kritiker der Maßnahme. (pro)

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