„Realer Islam“ versus „Wunsch-Islam“

"Der Islam gehört nicht zu den prägenden Kräften unserer Kultur." Das sagte der Theologe Richard Schröder (SPD) in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt". Schröder fügte jedoch hinzu: "Aber islamische Mitbürger sind eine Normalität geworden. Sie gehören zu uns." Der Publizist Ralph Giordano warnt: Den "real existierenden Islam" dürfe man nicht mit einem "Wunsch-Islam" verwechseln.
Von PRO

Gegenüber der "Welt" erklärte der Theologe Schröder, dass er die von Bundespräsident am Tag der Einheit geäußerten Satz, der Islam gehöre genauso wie das Christentum und das Judentum zu Deutschland, ablehne. Die islamische Welt sei zwar einst dem westlichen Abendland kulturell überlegen gewesen, jedoch nur bis zum Hochmittelalter. "Aber die Vorstellung einer kulturellen Überlegenheit hat sich in der islamischen Welt verfestigt, ohne zu merken, dass sie verloren gegangen war", so Schröder.

Der Theologe betonte, dass der deutsche Staat nicht christlich sei, sondern weltanschaulich neutral zu handeln habe. Diese Selbstverständlichkeiten gebe es in der islamischen Welt jedoch nicht. Die "Ehrenmorde" hielten zahlreiche Muslime in Deutschland für einen Teil der islamischen Kultur (was gar nicht stimme) und für gerechtfertigt. "Auf solche Menschen dürfen wir keinen Schritt zugehen", so Schröder.

Ralph Giordano antwortet Wulff

Der Journalist und Publizist Ralph Giordano hat Bundespräsident Wulff einen offenen Brief geschrieben, den die Tageszeitung "Die Welt" in derselben Ausgabe abgedruckt hat. Dessen Satz, der Islam gehöre zu Deutschland offenbare "in seiner Pauschalität eine so verstörende Unkenntnis der Wirklichkeit und verfrühte Harmonisierung grundverschiedener Systeme, dass es einem die Sprache verschlagen will", so Giordano.

Den "real existierenden Islam" dürfe man nicht mit einem "Wunsch-Islam" verwechseln, schrieb Giordano. "Denn der politische und militante Islam ist nicht integrierbar." Die judäo-christliche Kultur habe "nach finstersten Geschichtsepochen mit Renaissance, Aufklärung, bürgerlichen Revolutionen einen gewaltigen Sprung nach vorn" gemacht. Der islamische Kulturkreis hingegen habe bis heute eine gemeinsame patriarchalisch-archaische Stagnation zu verzeichnen: "gehorsamsorientiert, säkularitätsfern, auf Ungleichheit der Geschlechter, elterliche Kontrolle und fraglose Anerkennung von religiösen Autoritäten fixiert".

Giordano warnte: "Es bleibt die Ehre der Nation, jeden Zuwanderer, Fremden oder Ausländer gegen die Pest des Rassismus und seine Komplizen zu schützen. Gleichzeitig aber ist es bürgerliche Pflicht, sich gegen Tendenzen, Sitten, Gebräuche und Traditionen aus der türkisch-arabischen Minderheit zu wehren, die jenseits von Lippenbekenntnissen den freiheitlichen Errungenschaften der demokratischen Republik und ihrem Verfassungsstaat ablehnend bis feindlich gegenüberstehen."

Viele Deutsche lehnen Islam ab

Der bildungspolitische Sprecher aller CDU/CSU-Landtagsfraktionen, Hans-Jürgen Irmer (CDU), hat in einem Interview mit der Zeitung "Junge Freiheit" vor einer "Deutschenfeindlichkeit" unter muslimischen Jugendlichen gewarnt. Die aktuelle Debatte über die Diskriminierung deutscher Kinder und Jugendlicher an Schulen mit hohem Ausländeranteil ist laut Irmer vor allem Thilo Sarrazin und der verstorbenen Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig zu verdanken. Diese hätten mit ihren Büchern die „Spirale des Schweigens“ durchbrochen. "Vor allem Lehrerinnen haben es manchmal schwer, sich gegenüber muslimischen Schülern durchzusetzen. Das hängt mit der Rolle der Frau im Islam zusammen."

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes USUMA im Auftrag der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung hat ergeben, dass die Ausländerfeindlichkeit bundesweit stark gewachsen ist. 34 Prozent der Deutschen meinen demnach, Ausländer kämen nur in die Bundesrepublik, um abzukassieren. Und 75 Prozent der Ostdeutschen wollen die Religionsausübung für Muslime erheblich einschränken. Dies berichtete am Montag das ARD-Politikmagazin "Report Mainz". Im Osten stimmte fast jeder dritte Befragte ausländerfeindlichen Aussagen zu, im Westen etwa jeder Vierte.

"Was Deutschland jetzt braucht, ist eine einzige starke Partei, die die Volksgemeinschaft insgesamt verkörpert." Dieser Aussage stimmen bundesweit 23,6 Prozent der Befragten zu. Der Aussage "Araber sind mir unangenehm" stimmen mehr als 55 Prozent der Befragten zu. Im Grundgesetz heißt es, die ungestörte Religionsausübung werde gewährleistet. Doch mehr als 58 Prozent wollen das Grundrecht auf freie Religionsausübung für Muslime "erheblich einschränken".

Im Auftrag von Report Mainz fragte zudem Infratest-dimap, wer folgender Aussage zustimmt: "Ein Deutschland ohne Islam wäre besser." 37 Prozent stimmten dem zu. Und 44 Prozent befürworteten die Aussage: "Seit der Debatte über Thilo Sarrazins Buch kann man sich trauen, den Islam offener zu kritisieren." 35 Prozent der Befragten machen sich zudem "große Sorgen, dass sich der Islam in unserer Gesellschaft zu stark ausbreitet". (pro)

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