Humanisten-Hochzeiten: Gott ist ausgeladen

Immer mehr Heiratswillige in Deutschland verzichten auf eine kirchliche Trauung. Paaren, die zwar ohne Gott, aber nicht ohne eine festliche Zeremonie auskommen wollen, bietet der "Humanistische Verband Deutschland" (HVD) Ersatz. Die Organisation ermöglicht eine garantiert religionsfreie Hochzeitsfeier.
Von PRO

Allein in Schottland ist die Zahl der humanistischen Trauungen im Jahr 2008 um 64 Prozent gestiegen. Das berichtet die Zeitung "Die Zeit" in ihrer aktuellen Ausgabe. Auch in Deutschland können sich Atheisten ohne Gott das Ja-Wort geben. Die Nachfrage nach nichtreligiösen Hochzeiten sei jedoch nicht so groß, sagt Regina Malskies, Mitarbeiterin des HVD, gegenüber pro. Dies liege daran, dass der Verband in Deutschland nicht berechtigt sei, Ehen zu schließen. Viele Paare gäben sich daher mit einer standesamtlichen Trauung zufrieden und verzichteten auf eine ohnehin nur symbolische Zeremonie.

Ganz im Gegensatz zu Schottland, wo die religionslose Trauung die zweithäufigste Art nichtstandesamtlicher Hochzeiten ist. Dort hat das Wort des atheistischen Zelebranten genauso viel Bedeutung, wie das eines Standesbeamten. "Zeit"-Autor Reiner Luyken berichtet von Ivan Middleton, der in den letzten Jahren bereits über hundert atheistische Trauungen durchgeführt hat. Er kann für eine "Partnerschaftbeteuerung" bis zu 800 Euro Honorar verlangen.

Säkulare Humanisten sind grundsätzlich der Auffassung, dass es keine dem Menschen übergeordnete Macht gibt. "Die Zeit" lässt Polly Tynbee, Präsidentin der "British Humanist Association" zu Wort kommen. Sie beschreibt die humanistische Weltanschauung als progressiv, optimistisch und "von Ehrfurcht für das Potenzial des Menschen erfüllt".

Humanismus und Spiritualität

Allerdings scheinen selbst humanistische Hochzeiten nicht gänzlich ohne Gott auszukommen. "Die Zeit" berichtet von einer Trau-Segnung bei der es um "Einheit in Körper, Herz und Seele" gegangen sei. Reiner Luyken schreibt: "Seele? Daran glaubt doch kein rechtschaffener Gottesleugner mehr! … Weder hedonistischer Genuss noch ethische Besserung können offenbar einige profunde emotionale Bedürfnisse des Menschen stillen. So muss die Sprache des Glaubens in der sinnentleerten Welt des bürgerlichen Atheismus als Ersatz herhalten."

Seine Ansprache auf einer humanistischen Hochzeitsfeier beginnt der Bundesvorsitzende des HVD Horst Groschopp mit den Worten: "Wir alle haben den Jungvermählten ja viel Glück und Gesundheit gewünscht. Ich will mit der ganzen spirituellen Kraft, zu der ein atheistischer Humanist fähig ist, noch einmal diesem Wunsch Ausdruck geben." Im weiteren Verlauf seiner Rede zitiert er den Philosophen Aristophanes: "Denn wenn wir dem Gotte freund und vertraut sind, werden wir den zu uns gehörigen Liebling ausfindig machen und gewinnen, was heute wenigen gelingt". (pro)

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