Die digitale Generation – computeraffin und umweltbewusst

Nicht lange ist es her, da fürchteten sich Eltern und Pädagogen vor einer digitalisierten Welt voll  vereinsamter Computer-Freaks und einer nicht beziehungsfähigen Generation. Die Zeiten haben sich geändert. Gleich mehrere Studien zeigen, dass sich das Internet positiv auf die Entwicklung junger Menschen auswirkt.

Von PRO

"Das Internet verbessert die soziale Verbundenheit und dadurch auch das Wohlbefinden der Teens." Das wollen Patti Valkenburg und Jochen Peter von der Universität Amsterdam herausgefunden haben. In der Zeitschrift "Psychologie heute" erklären sie, warum sich der schlechte Ruf der Neuen Medien nicht halten wird: Studien aus den 90er Jahren hatten gezeigt, dass das Surfen im Internet die sozialen Fähigkeiten schwächt. Damals, so die Forscher, sei etwa das Chatten ein Minderheitenphänomen gewesen. Jugendliche Internetnutzer hätten zu einer kleinen, isolierten Gruppe gehört und online vornehmlich mit Fremden kommuniziert. Heute dagegen habe man es mit einer Generation zu tun, die digitale Medien ganz selbstverständlich einsetze. Der Austausch finde vor allem zwischen Freunden statt. Vielen Jugendlichen, insbesondere Jungen, falle es leichter, Gefühle, Unsicherheiten und Träume online zu offenbaren. So helfe das Internet, Freundschaften zu vertiefen.

Generation XD macht Hausaufgaben online

Auch der Unterhaltungsgigant Disney ließ jüngst das Medienverhalten und die Einstellungen der nachwachsenden Generation XD – D wie digital – untersuchen. Die Befragung von 3.000 8- bis 14-Jährigen in Deutschland, Italien, Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Polen und Spanien zeichnet laut Unternehmen ein präzises Bild der sogenannten "Tweens": Diese jungen Menschen gingen völlig ungezwungen und selbstverständlich mit den neuen Kommunikations- und Unterhaltungsformen um.

30 Prozent gaben an, ein persönlicher Kontakt sei für sie der bevorzugte Weg, um sich zu verabreden, 15 Prozent schreiben am liebsten E-Mails, 14 Prozent nutzen am häufigsten den Online-Chat und 8 Prozent das Mobiltelefon. Für 95 Prozent sind Internet und Computer wichtig, 53 Prozent geben an, dass das Internet ihr Leben verbessert, indem es hilft, nach der Schule mit Freunden zu kommunizieren. 44 Prozent sagen zudem, es helfe ihnen, leichter mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Am häufigsten verwenden die Befragten das Internet zum Onlinespielen (74 Prozent) und zum Hausaufgaben Machen (59 Prozent).

Selbstbestimmtes Online-Lernen

"Psychologie heute" zitiert eine weitere Studie der amerikanischen "MacArthur Foundation". Über einen Zeitraum von drei Jahren untersuchten 28 Forscher die Internetnutzung von 800 jungen Leuten. Sie fanden heraus, dass Jugendliche sich in der Cyberwelt wichtige soziale, technische und intellektuelle Fähigkeiten aneignen. Sie lernten nicht nur von ihren Onlinekontakten, sondern schätzten die selbstgesteuerte Informationssuche. Anders als in der Schule, suchten sich junge Menschen online selbst Informationen zu den Gebieten, die sie interessierten, etwa zu den Themen Astronomie, kreatives Schreiben oder Sprachen.

Ähnlich deutet Disney auch die Ergebnisse ihrer Erhebung: Die digitale Generation besitze ein erhöhtes Verständnis für sozioökonomische Zusammenhänge, erklärte ein Sprecher. Zudem zeigten die Befragten "tiefgehende Familienwerte" und Umweltbewußtsein. 97 Prozent gaben an, es sei wichtig, sich um den Planeten zu kümmern, 74 Prozent recyceln schon jetzt regelmäßig. 70 Prozent sparen ihr Taschengeld, anstatt es gleich auszugeben.

Es scheint, als könne das Bild des Tiefkühlpizza essenden IT-Fans, der sein Leben allein im stillen Kämmerlein verbringt, begraben werden. Dennoch: Valkenburg und Peter warnen auch vor den Gefahren des Internets, etwa dessen enthemmender Wirkung oder Mobbing-Angriffen Dritter. Auch würden die Informations- und Lernmöglichkeiten des Netzes bei weitem nicht von allen Jugendlichen ausgiebig genutzt, heißt es in "Psychologie heute". (pro)

http://www.psychologie-heute.de/themen_und_trends/heft1002.html
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