In „Cicero“: Christine Schirrmachers „verbotene Rede“

Ein abgesagter Vortrag über den Islam in Europa der promovierten Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher im österreichischen Traun hat enorme Proteste ausgelöst. Unter dem Titel "Die verbotene Rede" veröffentlichte das Politikmagazin "Cicero" (Berlin) in seiner Juli-Ausgabe Auszüge aus dem Vortrag.
Von PRO

Die Islamwissenschaftlerin Christine Schirrmacher (Bonn) sollte am 21. Mai ein Referat zum Thema „Islam in Europa als Herausforderung für Staat, Gesellschaft und Kirche“ halten. Sie wurde eingeladen vom „Personenkomitee Aufeinander Zugehen“, einem breit aufgestellten Zusammenschluss von Vertretern kommunaler und religiöser Einrichtungen, darunter auch Mitglieder der katholischen und evangelischen Kirche sowie Muslime, welches von der Stadt Traun unterstützt wurde.

Omar Al-Rawi, Integrationsbeauftragter der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und SPÖ-Mitglied im Wiener Landtag, kritisierte die geplante Veranstaltung scharf. Fünf Tage vor der geplanten Veranstaltung schrieb Al-Rawi an das „Personenkomitee“ einen Brief mit der Bemerkung, Frau Schirrmacher sei eine „bekannte antiislamische und antimuslimische Aktivistin“, weshalb die Unterstützung der Stadt für ihn „erschreckend“ sei. Maßgeblich aufgrund dieses Schreibens wurde die Veranstaltung abgesagt.

„Islamisten fordern Gleichstellung mit christlichen Kirchen“

Das Magazin „Cicero“ veröffentlicht nun einen Auszug aus dem Vortrag, der nicht gehalten werden durfte. Schirrmacher legt darin dar, welche Ziele Islamisten auch in Europa verfolgten. „Vertreter des Islamismus suchen Einfluss in Universitäten und Politik, fordern die Gleichstellung mit den christlichen Kirchen und vermehrte Rechte oder Anpassungen der Gesetzgebung.“ Deren vorrangiges Ziel sei die gleichberechtigte Anerkennung des Islam in Europa, die Bekanntmachung und Durchdringung der westlichen Gesellschaft mit islamischen Werten sowie die Vereinnahmung der muslimischen Gemeinschaft für eine bestimmte Interpretation des Islam. „Der zweite Schritt ist der aktive Einsatz für die Werte der Scharia, die Unterbindung jeglicher Kritik an islamischen Werten und schließlich die Proklamierung der Scharia, der islamischen Ordnung, zunächst über die muslimische Gemeinschaft“, so die Islamwissenschaftlerin.

Der politisch motivierte Islam erkläre sich als organisierter Islam zum Sprachrohr „der“ Muslime in Europa und verwende dabei Titel wie „Zentralrat“, obwohl gerade der „Zentralrat“ weniger als ein Prozent der Muslime in Deutschland vertreten dürfte. Da die muslimische Gemeinschaft keine den Kirchen vergleichbare Mitgliedschaft oder Hierarchie kenne, „ernennt sich der organisierte Islam damit selbst zum Dialogpartner für die Kirche und zum Ansprechpartner für den Staat, obwohl doch eine Mehrheit von mindestens 90 Prozent aller Muslime in Europa nicht von einer dieser Organisationen vertreten werden möchte“, schreibt Schirrmacher.

„Weder Panikmache noch Verharmlosungen sind am Platz“

„Die Welt ist näher zusammengerückt. Das gilt auch für die islamische Welt und Europa. Daraus ergeben sich neue Chancen ebenso wie Herausforderungen“, so die Islamwissenschaftlerin. Schirrmacher stellt die Frage, ob die in Europa lebenden Muslime dort auch zu Hause seien. Wie könnten sie beruflichen Erfolg haben, wenn sie zu wenig Deutsch sprechen? Hinzu komme die gefühlte Ablehnung der europäischen Gesellschaft, die dazu führe, dass Muslime sich diskriminiert fühlen und „sich zurückziehen in ihre eigene Welt, die eigene Sprache, die Moschee, das türkische oder arabische Stadtviertel“.

„Weder Panikmache noch Verharmlosungen noch Verallgemeinerungen sind am Platz. Nüchterne Bestandsaufnahmen sind gefragt“, meint Schirrmacher. Das diene der differenzierten Wahrnehmung der muslimischen Gemeinschaft und letztlich der Vermeidung von Falschurteilen. Die gegenwärtige Debatte eröffne Wege zu einer fundierten Diskussion, sofern die westliche Gesellschaft in der Lage sei, nicht in Panik und Abwehr zu verfallen, sondern nüchtern über die Verhältnisse im eigenen Land und bei den Zuwanderern Bilanz zu ziehen „und nach konstruktiven Lösungsansätzen zu suchen“. (PRO)

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