Zu wenig Religion in Kindertagesstätten

Die religiöse Bildung der 3- bis 6-Jährigen kommt in vielen Kindertageseinrichtungen in Deutschland zu kurz. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Tübinger Religionspädagogen Albert Biesinger und Friedrich Schweitzer, die am Montag in Tübingen veröffentlicht wurde.
Von PRO

In zahlreichen Einrichtungen hätten Kinder keine Möglichkeit, sich mit Religion auseinanderzusetzen, erklärten die Experten bei der Vorstellung der Untersuchung. Ihrer Ansicht nach seien Erzieher und Erzieherinnen häufig gar nicht oder nur wenig auf kulturelle Hintergründe und religiöse Fragen der Kinder vorbereitet. Die Wissenschaftler plädieren dafür, bei der Erzieher-Ausbildung stärker auf religionspädagogische Inhalte zu achten.

Der evangelische Theologe Schweitzer und der katholische Theologe Biesinger untersuchten mehr als 350 kirchliche und kommunale Einrichtungen in Berlin, Hamburg, Frankfurt, Mannheim, Ludwigshafen, Stuttgart, Aachen und Dresden. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass nur die Hälfte aller christlichen Kinder, die in den untersuchten Einrichtungen betreut werden, eine religiöse Begleitung erfahren.

„Kinder brauchen Religion“

Nicht nur die christlichen Kinder, sondern auch die Mehrheit der muslimischen Kinder werde mit ihren religiösen Fragen alleine gelassen, so die Religionswissenschaftler. Ihr Fazit: „Kinder brauchen Religion“. Dabei könne es selbst in den kirchlichen Betreuungseinrichtungen nicht nur um den christlichen Glauben gehen, sondern es müsse auch über andere Glaubensrichtungen gesprochen werden.

Wenn sich Erzieher mit Kindern über Religionen, ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede austauschten, leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur Integration. Es sei wichtig, schon bei kleinen Kindern für Verständnis und Toleranz zu werben. Der Forschungsauftrag der Universität Tübingen wurde mit 225.000 Euro von der Stiftung Ravensburger Verlag gefördert.

Die Ergebnisse der Studie sind in dem Buch „Mein Gott – Dein Gott- Interkulturelle und interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten“ nachzulesen. Die Autoren sind Friedrich Schweitzer, Albert Biesinger und Anke Edelbrock. Das Buch ist bei Beltz Pädagogik erschienen.

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