„FAS“: Der „Gottesbeweis“ von Manfred Lütz

F r a n k f u r t / M a i n (PRO) - Eine Gesellschaft, "die umstandslos den Sinn des Lebens durch flächendeckende Freizeitpädagogik ersetzt, die Moral durch die Polizei und die Religion durch Befriedigung religiöser Bedürfnisse wäre ein Horrortrip – auch für Atheisten." Das schreibt der Psychiater und Theologe Manfred Lütz in einem Gastbeitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", in dem er dafür plädiert, sich wieder neu mit der Frage nach der Existenz Gottes zu beschäftigen.
Von PRO

Lütz, Autor des Buches „Gott – Eine kleine Geschichte des Größten“, schreibt weiter: „Wer an Gott glaubt, der glaubt, dass es Sinn, Wahrheit, und Liebe wirklich gibt und dass das alles nicht bloß hormonell gesteuerte, evolutionär nützliche Illusionen sind.“

Frage nach Gott hat enorme Relevanz

Für den Katholiken Lütz ist das „Thema Gott“ weit mehr als ein „Spezialthema“, mit dem sich bestenfalls einige Theologen beschäftigen. Tatsächlich schreibt der Psychiater der Frage nach der Existenz Gottes eine enorme Relevanz zu. Denn „eine Gesellschaft, die nicht mehr auf die vernünftige Moralität ihrer Mitglieder rechnen kann, würde Freiheit und Sicherheit irgendwann nur noch durch Polizeimaßnahmen gewährleisten können“, so Lütz. Diese Einschätzung sieht er von prominenten Persönlichkeiten bestätigt. Der bekennende Atheist Gregor Gysi habe erklärt, dass er Angst vor einer gottlosen Gesellschaft habe, weil dieser die Solidarität abhanden kommen könne. Und Jürgen Habermas, der sich selbst als „religiös unmusikalisch“ einschätze, habe den Begriff Menschenwürde mit der Bezeichnung von der Gottebenbildlichkeit des Menschen verknüpft.

Wenn sich die Gesellschaft in wichtigen moralischen Fragen auf christliche Ethik beziehe, dann müsse auch die Frage nach der Existenz Gottes neu diskutiert werden, fordert Lütz. Atheisten würden Religion gern als psychologisches Phänomen abstempeln. Und unter der Voraussetzung, dass Gott nicht existiere, sei es in der Tat höchst merkwürdig, dass Menschen sinnlose Riten vollziehen oder im Gebet mit jemandem reden, der gar nicht da sei. Als Psychiater könne er gut nachvollziehen, dass Menschen die Erfüllung ihrer Wünsche und Sehnsüchte auf ein höheres Wesen projizierten. „Doch mit alldem ist zur Frage, ob Gott existiert oder nicht, überhaupt nichts gesagt“, schreibt Lütz. Denn dass es psychologische Gründe geben kann, sich einen Gegenstand zu wünschen, sage nichts darüber aus, ob es den Gegenstand in Wahrheit gibt oder nicht.

Für Lütz, dessen Buch „Gott – Eine kleine Geschichte des Größten“ ein Bestseller ist, besteht kein Zweifel an der Existenz Gottes. In Anlehnung an den „Gottesbeweis“ des katholischen Philosophen Robert Spaemann erklärt er: „Wenn es keinen Gott gäbe, dann könnte man nicht mehr wirklich sagen: Es wird diesen Moment, in dem ich diesen Artikel lese, gegeben haben. Denn irgendwann wird es keinen Menschen mehr geben, vielleicht auch keine Erde. Nur wenn es Gott gibt und nicht bloß ein gleichgültiges sinnloses All, dann wird es für immer ein Bewusstsein dafür geben, dass da etwas gewesen ist. Nur wenn es Gott gibt, ‚wird kein Wort einmal unausgesprochen sein, kein Schmerz unerlitten, keine Freude unerlebt‘.“

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