Sekte: Scientology ködert Schüler durch Nachhilfe

B e r l i n (PRO) - Die Scientology-Sekte tarnt immer mehr Einrichtungen als Nachhilfeschulen. Nach Informationen von "Spiegel Online" versuchen die Mitglieder auf diesem Wege, ihren Einfluss auf Kinder und Jugendliche weiter auszubauen.
Von PRO

Scheinbar harmlose Werbezettel für neue Nachhilfeschulen hängen zurzeit an öffentlichen Plätzen, wie beispielsweise in einem Essener Supermarkt. Hinter vielen dieser Schulen verstecken sich jedoch Gruppierungen von Scientologen, die so versuchen, neue Mitglieder zu werben. Den Kindern wird zwar Nachhilfeunterricht erteilt, allerdings stellen die Lehrer intime Fragen über Freunde und Familie und raten zu „Lebensberatungsstunden“ bei Kollegen. Auch nach einem Lernerfolg empfehlen sie dringend, dreimal pro Woche einen Termin mit ihnen zu vereinbaren.

Sektenberatungsstellen und sogar der Verfassungsschutz sind bereits auf die obskuren Nachhilfeschulen aufmerksam geworden. In den vergangenen Monaten sind über 20 neue Schulen in Frankfurt, Hamburg, Stuttgart und anderen Orten entdeckt worden, die von Scientologen geführt werden.

Im hessischen Butzbach hat vor kurzem das „Lernhäuschen“ Eröffnung gefeiert. Diese Nachhilfeschule wird von einem Scientology-Ehepaar betrieben, das zurzeit stark am Gymnasium für das „Lernhäusschen“ wirbt. Werbung in ähnlicher Form gab es auch in Bayern. Das dortige Kultusministerium hatte bereits Anfang April eine Mitteilung an alle Schulleiter herausgegeben, die Eltern der Schüler sollten dringend auf die Gefahr aufmerksam gemacht werden. Ungeachtet solcher Warnungen sprechen die Scientologen von „guter Resonanz“ in ihren Nachhilfegruppen, die Schülerzahlen stiegen stetig an.

Angebote Scientologys breit gefächert

Weitere bekannte Nachhilfestudios und Studienförderkurse tragen Namen wie: „Nachhilfe und Lerntechniken“, „Zentrum für individuelles und effektives Lernen (ZIEL)“, „Applied Scholastics“ oder „Ziel Concept“. Die Behörden fordern die Eltern dringend dazu auf, die Seriosität von Nachhilfegruppen zu überprüfen, da solche Schulen bislang nicht der Schulaufsicht unterliegen. Die Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Philologenverbands bietet eine Kriterienliste für Eltern und Schüler an, die helfen soll, seriöse Nachhilfegruppen zu finden.

Die Sekte weist die Vorwürfe zurück. „Unwahrheiten“ nennt Scientology-Sprecherin Sabine Weber die Vorwürfe. Sie betont Scientologys vorbildliches Engagement für die Bildung der Kinder und Jugendlichen in Deutschland.

Scientology hat nicht nur den Bildungsmarkt für sich entdeckt, sie sucht auch neue Wege über die Drogenprävention. Massenhaft werden zurzeit Flyer mit dem Titel „Die Fakten über den Joint! Sag NEIN zu Drogen“ verteilt. Sowohl bei Handzetteln für Nachhilfeschulen, als auch für Drogenprävention sucht man das Wort „Scientology“ darin vergeblich.

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