Mit seinem Bruder Ludwig leitet Philipp Merckle den Pharma-Konzern in Ulm/Blaubeuren, der weltweit 4.000 Mitarbeiter beschäftigt. Der Betriebswirt und promovierte Pharmazeut ist verheiratet und hat vier Kinder. „Mir ist es wichtig, viel Zeit mit meiner Frau und den Kindern zu verbringen“, sagte der Unternehmer in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“ (München).
Für ihn sei es zudem wichtig, die Mitarbeiter seines Unternehmens zu fördern und zu begleiten. „Jeder hat die Gelegenheit, mit mir persönlich zu sprechen, wenn ihm etwas auf dem Herzen liegt“, so Merckle. Unterstützung biete das Unternehmen auch Vätern und Müttern, die Arbeit und Familie in Einklang bringen wollen. „Niemand soll sagen: Ich musste arbeiten und konnte mich deshalb nicht ausreichend um mein Kind kümmern. Unsere Mitarbeiter haben die Möglichkeit, bis zu sechs Jahre Familienurlaub zu nehmen – statt der gesetzlich möglichen drei Jahre. Wir haben auch einen Betriebskindergarten für die Null- bis Sechsjährigen geschaffen. Ich persönlich halte drei Monate oder ein halbes Jahr allerdings schon für sehr früh, um einen Säugling betreuen zu lassen… Das ist aber nur meine private Meinung“, so der 38-jährige Unternehmer.
Merckle: Engagierte Unternehmerfamilie
Die Familie Merckle engagiert sich seit vielen Jahren konsequent für kirchliche und christliche Einrichtungen und Organisationen. Das geht auf Ruth Merckle zurück, die das Unternehmen Jahrzehnte gemeinsam mit ihrem Mann Adolf als Geschäftsführerin leitete. Ihre Söhne Philipp und Ludwig führen Merckle/Ratiopharm im Sinn der Eltern weiter und achten auf eine bewusst christliche Ausrichtung.
So erhielt jeder Mitarbeiter zum Jahresbeginn eine Ausgabe der „Losungen“ der Herrnhuter Brüdergemeine. Philipp Merckle: „Die Losungen geben eine christliche Orientierung und sind Einladung, sich mit dem Glauben auseinander zu setzen. Ich nehme die Losungen mit in meinen Alltag. Ich trage sie aber ebenso auch ganz bewusst weiter in unser Unternehmen hinein. Es ist ein Angebot an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sich auf den christlichen Glauben und seine Werte einzulassen. In unserem Unternehmen findet man die Losung des Tages im Intranet. Meine Absicht ist es, damit Denkanstöße zu geben, in der Hektik des Alltags zum Nachdenken anzuregen. Denn ein kurzes Gebet oder Innehalten unterbricht die Turbulenz des Alltags.“
Betriebskindergarten – und Firmen-Pfarrerin
Neben einem Betriebskindergarten schaffte das Unternehmen zudem einen Andachtsraum und stellte vor rund vier Jahren die Pfarrerin Meier-Scheerer ein, die die von der Firmenleitung geschaffene Anlaufstelle „Treffpunkt Mensch. Beruf, Familie und mehr“ leitet und für die Beziehungspflege zwischen Konzern und Familien der Mitarbeiter zuständig ist. Zudem steht die Pfarrerin auch für Gespräche über berufliche und private Probleme zur Verfügung.
„Wir müssen wieder lernen, Gott in unsere Sprache aufzunehmen und ihn so in unsere Arbeitswelt einzugliedern“, sagte Ruth Merckle gegenüber dem epd. Dass dies nicht leere Worte sind, belegen einige der Nebenämter der einstigen Geschäftsführerin. Sie war nicht nur Mitglied in Kirchengemeinderat und Bezirkssynode, sondern gehörte in den 90er Jahren auch dem Rat der EKD an.
Ihr Sohn Tobias ist Geschäftsführer des Vereins „Initiative für Jugendhilfe und Kriminalprävention Prisma“. Der 34-Jährige bietet mit einem Team von Mitarbeitern im Jugendhof Seehaus straffällig gewordenen Jugendlichen eine Betreuung und will die Widereingliederung der ehemaligen Gefangenen im In- und Ausland unterstützen.
Die Merckle GmbH zählt zu den führenden Arzneimittelherstellern Europas. Zusammen mit dem Tochterunternehmen Ratiopharm GmbH, der meistverwendeten und meistverordneten Arzneimittelmarke in Deutschland und einem der führenden Generikaunternehmen in Europa, agiert Merckle/Ratiopharm als eine Pharmaunternehmensgruppe mit internationaler Ausrichtung. Die Firmengruppe ist zu 100 Prozent im Familienbesitz. Im Sinne der Familientradition leitet heute mit Ludwig und Philipp Merckle bereits die vierte Generation das Unternehmen.