„Arbeit von Journalisten wird bedroht“

Die Pressefreiheit ist in vielen Gegenden der Welt bedroht. Dass es auch in Ländern wie Deutschland und Österreich Probleme gibt, darauf will der Leipziger Medienpreis 2019 aufmerksam machen.
Von PRO
In 70 Prozent aller Länder weltweit können Journalisten ist die Arbeit für Journalisten problematisch

Die diesjährigen Preisträger des Leipziger Medienpreises beobachten mit Sorge ein zunehmend pressefeindliches Klima in der Gesellschaft. In Deutschland werde inzwischen bis in bürgerliche Kreise hinein mit Hass auf andere Meinungen reagiert, sagte der Fernsehreporter Arndt Ginzel. Vor allem in Ostdeutschland werde Journalisten misstrauisch, skeptisch und ablehnend begegnet. Ginzel ist zusammen mit seinem Kameramann Gerald Gerber dieses Jahr Träger des Preises für die Freiheit und Zukunft der Medien. Die Auszeichnung der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig wird seit 2001 traditionell am 8. Oktober verliehen, dem Vorabend des Tages, der durch seine Massendemonstrationen 1989 entscheidend für den Mauerfall war.

Neben dem deutschen Team wurde der Preis dem österreichischen Journalisten und ORF-Moderator Armin Wolf zugesprochen. Auch ihm mache die Entwicklung Sorgen, sagte er. Zu einen wachse ein Missverhältnis zwischen professionellem Journalismus und PR. „Wir haben die ökonomische Krise, die dazu führt, dass wir in den Redaktionen sparen, während gleichzeitig in den PR-Stäben immer weiter aufgerüstet wird“, sagte Wolf. Zudem werde immer mehr versucht, die Arbeit von Journalisten zu delegitimieren – entweder von rechtspopulistischen Bewegungen und Parteien oder auch von Regierungen. „Das ist eine wirkliche Bedrohung unserer Arbeit.“

Freispruch für investigativen Beitrag

Wolf wurde im Nachbarland schon mehrfach von der rechtspopulistischen FPÖ attackiert. Das Duo Ginzel und Gerber wurde bundesweit bekannt, als sie in Dresden bei einer Pegida-Demonstration von einem später „Hutbürger“ genannten Teilnehmer angegangen und anschließend langwierig von der Polizei kontrolliert wurden. Ginzel und ein Kollege hatten 2008 auch über die sogenannte Sachsensumpf-Affäre berichtet, wonach ranghohe Juristen ins Rotlichtmilieu verstrickt gewesen sein sollen. Aufgrund ihrer Berichterstattung wurden sie zunächst zu einer Geldstrafe wegen übler Nachrede verurteilt, in zweiter Instanz jedoch freigesprochen. Im Zusammenhang mit dem Beitrag „Sterben für Jesus“ über im Jemen ermordete christliche Studentinnen, an dem Ginzel beteiligt war, nahm die Staatsanwaltschaft 2009 Ermittlungen auf, weil Strafanzeigen wegen Volksverhetzung gestellt wurden. Sie stellte die Ermittlungen jedoch wieder ein.

Der Leipziger Medienpreis wird seit 2001 vergeben. Er ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Geehrt werden Reporter, Publizisten und Institutionen, die sich für die Pressefreiheit einsetzen.

Von: dpa/Jonathan Steinert

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